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»Europa ist eine runde Sache«

Neuntklässler der Realschule Nord diskutieren Folgen der politischen Einigung

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Die Europäische Union (EU) bringt für die Menschen in ihren Mitgliedsländern mehr Vorteile mit sich als »nur« eine Gemeinschaftswährung und Reisen ohne Grenzkontrollen. Diese Einsicht nahmen 40 Neuntklässler der Realschule Nord von einem Projekttag mit nach Hause. Zwei Referenten des Vereins Bürger Europas standen den Jugendlichen gestern Rede und Antwort.

»Wir sind immer froh, wenn Gäste von außerhalb frischen Wind in unsere Schule bringen«, sagte Elisabeth Grote. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Mechthild Heidemann und Birgit Eilbracht hatte die Realschullehrerin den Europa-Projekttag vorbereitet. Die Regie während der vierstündigen Veranstaltung lag jedoch bei Lena Steppuhn und Oliver Kociolek vom Verein Bürger Europas. »Unsere beiden Gäste zeichnet aus, dass sie selbst längere Zeit im Ausland gelebt und gearbeitet haben und deshalb über ganz eigene Erfahrungen mit Europa verfügen«, sagte Elisabeth Grote.
Dass Europa eine »runde Sache« ist, brachten die Referenten den 40 Schülern des Wahlpflichtfaches Sozialwissenschaften auf verschiedene Arten näher. Zum einen hatten sie ein unterhaltsames Filmquiz für die Jugendlichen im Gepäck. »Wie arbeitet die EU zum Wohle der Bürger in Deutschland?« lautete dabei die zentrale Frage. Kontrovers ging es dagegen in verschiedenen Diskussionsrunden zur Sache. Durchaus kritisch befassten sich die Jugendlichen mit Themen wie EU-Osterweiterung und europäische Integration.
Speziell im Hinblick auf eine mögliche Aufnahme der Türkei ins Bündnis der derzeit 27 EU-Staaten prallten verschiedene Positionen aufeinander. Einige Schüler begründeten ihre strikte Ablehnung mit ihrer Auffassung nach zu großen Differenzen in Menschenrechts- und Glaubensfragen. Zudem gehöre die Türkei geografisch nur zu einem Bruchteil zum europäischen Kontinent. Die Befürworter führten dagegen ins Feld, dass eine Aufnahme der Türkei in die EU aus ihrer Sicht Vorteile für beide Seiten mit sich bringe. Auch Menschenrechtsfragen würden so gelöst, da sich das Land nach einem Beitritt europäischen Standards unterordnen müsse.
Was die europäische Einigung für die Menschen in Bad Oeynhausen für Auswirkungen hat, diskutierten die Jugendlichen mit Ehrengast Klaus Mueller-Zahlmann. Der Bürgermeister stellte zum einen die Städtepartnerschaften mit Fismes (Frankreich), Wear Valley (Großbritannien) und Inowroclaw (Polen) als Zeichen gelebter Verständigung heraus. In Bezug auf mögliche berufliche Perspektiven seiner Zuhörer ergänzte der 56-Jährige: »Ich wäre froh gewesen, wenn ich in eurem Alter die Chance gehabt hätte, im Ausland zu arbeiten oder zu studieren.«
Die allgemeine Stimmung fasste Neuntklässlerin Annika Weitkamp zum Abschluss des Projekttages zusammen. »Ich habe jetzt den Ansporn, mich genauer mit Europa zu befassen. Sonst kann man nicht richtig mitreden und beurteilt wichtige Fragen leicht falsch.« Schulleiterin Karola Picht-Dreier bewertete das Lernklima während des Schulvormittags der besonderen Art als sehr konstruktiv. »Wir werden die Zusammenarbeit mit dem Verein Bürger Europas in den kommenden Jahren fortsetzen«, ergänzte ihre Kollegin Elisabeth Grote.

Artikel vom 08.05.2007