08.05.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Im Kontrast
lag der Reiz

»Colours of Dance« begeisterten

Von Hansjürgen Kochanek
Herford (HK). Der Titel des Gastspiels der United Dance Company, mit dem die internationale Truppe im Stadttheater auftrat, war Programm: In »Colours of Dance« entfaltete sich ein prachtvoller Regenbogen. Ein Feuerwerk der Tanzkunst begeisterte das Publikum, das so einen festlichen Abschluss der M 1-Aboreihe erlebte.

Dabei wurde die »Farbigkeit« nicht durch die Bühnenausstattung bestimmt, sondern durch die breitgefächerte Palette der Darbietungen, die einen weiten Bogen über Musik- und Ballettstile mehrerer Kontinente spannte. Auf der Bühne lenkte nichts von der Leistung der Protagonisten ab - allesamt Solisten von hohen Graden.
Gleich anfangs soll das einzige Manko aufgezeigt werden: Bei den ersten Takten der vom Band eingespielten Musik fielen den Besuchern in den ersten Reihen fast die Ohren ab. Es lag nicht daran, dass das Opening von der Musik des Theaterdonnerers Richard Wagner bestimmt war, die Lautstärke wurde erst nach der Pause insgesamt gedämmt.
Ballettpuristen mochten vielleicht etwas verstört gewesen sein, als nach einem klassischen Pas de Deux mit dem argentinischen Solopaar Maricel De Mitri und Alejandro Parente fast übergangslos ein Grotesktanz von Enrique Gasa Valga aus Barcelona folgte. Auch der Wechsel von Musik und Rhythmen war gewöhnungsbedürftig: Von den sanften klassischen Klängen Cesare Pugnis, der Anfang des 19. Jahrhunderts mit annähernd 300 Ballettmusiken fast inflationär wirkte, hin zum harten Stomp einer von afrikanischen Trommeln bestimmten Tonfolge Nina Hagens.
Aber bald schon war das Publikum durchgehend enthusiasmiert von eben diesen reizvollen Wechselspielen zwischen klassischer Ballettkunst auf Spitze und im Tutu sowie modernem Ausdruckstanz. Der Walzer aus »Margarete« mochte kontrastreich abwechseln mit indianischen Schamanengesängen.
Auch die Choreographie der einzelnen Bilder verriet vielfältige Handschriften der beteiligten Ballettmeister/innen: Da begegnete man klassischen Demonstrationen überlieferter Schritt-, Pirouetten- und Sprungfolgen von Petipa über Lifar bis Balanchine. Wie etwa bei der Suite en Blanc nach Edouard Lalo mit Natalia Lazebnikova und Andrei Gura aus Kiew. Aber bekannte Klänge, etwa von Gounod oder Tschaikowsky, wurden von jungen Choreographen auch in neue Formen gebunden. So mit den Solisten Gulvira Kurbanova und Doszan Tabyldy aus Kasachstan. Unvergesslich bleibt auch, wie nach den synkopischen Rhythmen Astor Piazolla ein fast parterreakrobatischer Tango Argentino aufs Parkett gezaubert wurde. Restlos begeistert war dann das Publikum vom Finale der sieben Solistenpaare, die beim Schlussbild mit der Musik Jacques Offenbachs geradezu explodierten. Es erklatschte ein Dacapo.

Artikel vom 08.05.2007