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Rettung nicht
nur für Zähne

Erster Defibrillator in Zahnarztpraxis

Paderborn (WV). Premiere für die Ausbildungsleiterin der Johanniter-Unfall-Hilfe (JHU), Antje Schmidt-Scurk: Sie nahm jetzt den ersten Defibrillator der JUH in einer Arztpraxis in Betrieb. Zahnarzt Dr. Christian Jerecinski hat sich entschlossen, in seiner Praxis nicht nur Zähne, sondern im Notfall auch Menschenleben zu retten.

Der Defibrillator ermöglicht es auch Laien, auf einfache Weise Menschen bei akuten Herzanfällen zu helfen. »Eigentlich klingt es fast selbstverständlich, dass gerade Ärzte diese Geräte für den Notfall einsatzbereit halten sollten. Doch gerade das ist nicht der Fall«, erläutert Antje Schmidt-Scurk. »Wenn überhaupt, dann sind es Gewerbebetriebe mit aktiven Betriebshelfern, die über diese Geräte verfügen. In Arztpraxen im gesamten Regionalverband Paderborn haben wir bislang nicht einen einzigen AED-Defibrillator in Betrieb genommen. Um so mehr freue ich mich, dass Dr. Jerecinski jetzt den Anfang macht, und ich hoffe, dass viele Mediziner diesem Beispiel folgen werden.«
Vor der Inbetriebnahme hatte JUH-Mitarbeiterin Sabine Raschen das gesamte Praxisteam an dem Gerät ausgebildet. Dabei ging es vor allem darum, Scheu und Hemmungen abzubauen. »Viele Menschen trauen sich nicht, im Notfall schnell zu helfen. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen. Das gilt erst recht, wenn Geräte zum Einsatz kommen können«, berichtet Sabine Raschen von ihren Erfahrungen.
Dabei dürfte es deutlich einfacher sein, mit dem AED-Defibrillator zu retten als die Bezeichnung beim ersten Versuch korrekt auszusprechen. Das Gerät führt den Helfer akustisch und optisch durch den Hilfevorgang. Eine Stimme wie bei Navigationsgeräten informiert, dass man den Verletzten ansprechen und einen Notruf veranlassen soll, dass dann die Atmung kontrolliert und die Elektroden aufgeklebt werden müssen. All das ist auf einem Display nachzulesen und - wenn der Helfer kein deutsch spricht - auch mit Bildern rund um das Display dargestellt. Das Gerät führt dann ein EKG aus und empfiehlt bei Herzkammerflimmern den Elektroschock, den der Helfer durch einen einfachen Knopfdruck auslösen kann.
»Herzkammerflimmern kann jeden jederzeit treffen - auch junge Menschen«, schildert Antje Schmidt-Scurk ihre Erfahrungen. Deshalb plädieren die Johanniter auch dafür, überall dort, wo Menschen in der Öffentlichkeit zusammenkommen, AED-Geräte vorzuhalten. »Das sind Arztpraxen, Einkaufszentren, Betriebe, Bahnhöfe, Flughäfen, Hotels und viele Orte mehr.«
Dr. Jerecinski muss davon nicht mehr überzeugt werden. Er will jetzt den Einzelhandel, den Apotheker und die Ärzte in seiner unmittelbaren Nachbarschaft darüber informieren, dass sein Praxisteam im Falle eines Falles helfen kann. Denn oft sind es die wenigen Minuten, die man benötigt, um ein AED-Gerät einzusetzen, die über Leben und Tod entscheiden.

Artikel vom 07.05.2007