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Suche nach dem Ernst des Lebens

Immanuel-Kant-Gymnasiasten vergleichen ihre beruflichen Zukunftspläne

Von Jan Hirscher (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Warum wechseln so viele Studenten nach den ersten Semestern noch einmal ihren Studiengang? »Viele haben keinen Plan, was sie machen sollen. Das Studium ist oft nur eine Notlösung«, sagt Franziska Nerger. Die 19-Jährige macht gerade am Immanuel-Kant-Gymnasium ihr Abitur. Zusammen mit Dominiqué Ahling, David Droste und Kris Kamp erzählt sie von ihren Zukunftsplänen.

Studium, Ausbildung, Bundeswehr, Zivildienst: Die beruflichen Möglichkeiten nach dem Abitur sind vielfältig. »Manche wissen schon seit Jahren, was sie einmal werden wollen und haben die ganze Zeit gezielt darauf hingearbeitet«, erklärt Franziska Nerger. Aber es gebe auch oft das Gegenteil. »Bestimmt jeder Zweite weiß noch nicht genau, wie es weitergehen soll«, sagt Kris Kamp. Doch zumindest bei den Jungen würden nach dem Abitur die Bundeswehr oder der Zivildienst noch ein Jahr Aufschub gewähren.
Kris Kamp gehört zur Gruppe der Unentschlossenen. Erst kommt für ihn der Zivildienst. »Obwohl es ungerecht ist, dass Frauen davon nicht betroffen sind.« Ein Punkt, in dem ihm seine Mitschülerinnen zustimmen. Seinen neunmonatigen Dienst will Kris Kamp in einem Dialysezentrum ableisten. Auf die formale Bestätigung wartet er noch. Was nach dem Zivildienst kommt, steht bislang in den Sternen. Er möchte das nächste Jahr jedoch nutzen, um sich zu informieren. »Eine kaufmännische Ausbildung oder ein Wirtschaftsstudium kann ich mir vorstellen.«
Die Bundeswehr hat für den künftigen Zivi in seinen Überlegungen keine große Rolle gespielt. Er glaubt, im Dialysezentrum mehr Menschen helfen zu können. David Droste hingegen hat sich gleich für zwölf Jahre als Offizier bei der Luftwaffe verpflichtet. Ab August geht es für ihn nach Fürstenfeldbruck in der Nähe von München. Nach drei Monaten Grundausbildung folgen neun Monate Offiziersschulung und ein anschließendes Studium der Luft- und Raumfahrttechnik.
»Der Vorteil bei der Bundeswehr ist, dass die Betreuung im Studium besser ist«, erzählt David Droste. Außerdem sei die Bundeswehr mit sehr gutem Arbeitsgerät ausgestattet. Dass er wohl bald auch ins Ausland verlegt wird, ist für ihn keine Abschreckung. »Beim technischen Dienst ist die Gefahr nicht ganz so groß.« Vor seiner Bewerbung hat er sich bei anderen Zeitsoldaten informiert und Anfang des Jahres die dreitägige Bewerberprüfung in Köln bestanden. Von 50 Kandidaten wurden sieben angenommen. Der Volmerdingsener war einer von ihnen.
Auch Franziska Nerger musste zunächst zwei Bewerbungsrunden hinter sich bringen. Doch schließlich hat sie den Ausbildungsplatz zur Reiseverkehrskauffrau in Herford bekommen. »Das war erst meine zweite Bewerbung«, erklärt sie. Lange habe sie also nicht auf einen Ausbildungsplatz warten müssen. »Es kommt darauf an, wo man sich bewirbt. In großen Hauptzentralen ist es sicher schwieriger, genommen zu werden. Die Bewerberzahl ist einfach größer.« Allerdings hat Franziska Nerger festgestellt, dass mittlerweile für ihren Beruf Abitur gefordert wird. Dies war früher nicht unbedingt der Fall. Der Hauptgrund, warum sie sich zu einer Ausbildung entschlossen hat, war, dass sie nicht mehr »ständig über Büchern brüten will«.
Dominiqué Ahling zieht es nach dem Abitur nach Münster. »Die Stadt ist schön, und die Uni hat einen guten Ruf«, sagt die Wersterin. In Münster möchte sie Betriebswirtschaftslehre (BWL) studieren. »Erst habe ich zwischen BWL und einem Lehramtsstudium geschwankt.« Doch bei BWL habe sie das Gefühl, sich nicht sofort spezialisieren zu müssen. Bis zum Studienbeginn im Oktober sucht sie sich noch einen Job, um den Umzug und die eigene Wohnung finanzieren zu können.
Zunächst gönnen sich die vier Abiturienten nach den bestandenen Prüfungen noch ein wenig Freizeit. »Nach 13 Jahren haben wir uns das auch verdient«, sagt Kris Kamp. Urlaub und Erholung stehen auf dem Programm, bevor der Ernst des Lebens beginnt.

Artikel vom 01.05.2007