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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer Detlef Scheiding

Detlef Scheiding ist Pfarrer in der Kirchengemeinde Obernbeck.

Hinter uns liegt das Osterfest, das wichtigste Fest der christlichen Kirche. Viele Veranstaltungen haben sich um dieses Fest herum entwickelt. Bei den Formulierungen in der Tagespresse sind mir einige Unsicherheiten aufgefallen, wie die einzelnen Tage in der Wende von Karfreitag zu Ostern zu benennen sind. Ist der Tag vor Ostern noch Karsamstag oder schon Ostersamstag?
In der christlichen Überlieferung gehört der Tag vor Ostern eindeutig zur Karzeit: Es ist der Tag der Grabesruhe Jesu. Von daher gehört er zur stillen Zeit und heißt Karsamstag. Die Osterfeuer, die bis dahin stattfinden, sind also noch alle zu früh. Die überraschende Wende zu Ostern ist wirklich erst am anderen Morgen, in der Früh, »wenn die Sonne aufgeht« (Mk 16,2.) Dann erst beginnt die Osterzeit.
In diesem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass das Wort »Sonnabend« fast ganz aus dem Sprachgebrauch verschwunden ist. »Samstag« passt wohl eher zu der technischen Kurzsprache in einer technisch geprägten Welt. Andererseits hat das Wort »Sonnabend« einen schöneren Klang. Es ist der Tag, der Abend vor dem Sonntag und bekommt von daher bereits seinen Glanz und seine Ruhe. Über viele Generationen diente der Sonnabend zur Vorbereitung und inneren Einstellung auf den Sonntag. Von daher ist es vielleicht nicht schlecht, dieses Wort wieder bewusst zu benutzen. Der obige Tag hieße dann konsequenterweise Kar-Sonnabend.
Auffällig war ebenso, wie im Zusammenhang mit kirchlichen Veranstaltungen von Gemeinde-Mitgliedern die Rede war. Aber die Kirche ist kein Verein und hat von daher keine Mitglieder. Die Gestalt der Kirche ist abgeleitet vom biblischen Bild des Leibes, der aus vielen Gliedern besteht. Deswegen besteht die Kirche aus Gemeinde-Gliedern und nicht aus -Mitgliedern. Alle Glieder haben ihre unverwechselbare Funktion, keines ist überflüssig. Leidet das eine, leiden alle anderen mit. Ein schönes Bild für einen lebendigen Organismus, der die Kirche sein will.

Artikel vom 28.04.2007