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Grünes Licht für Bebauung

Adenauerstraße: Rat votiert in geheimer Abstimmung gegen Begrünung

Von Judith Frerick
Marienfeld (WB). Für viele Marienfelder wird diese Entscheidung des Rates nicht nachvollziehbar sein: In geheimer Abstimmung votierten die Politiker am Donnerstagabend für den Verkauf der beiden freien Grundstücke an der Adenauerstraße. Die viel diskutierte Grünfläche ist damit vom Tisch.

Mit 18 Ja- und 15 Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung fassten die Ratsmitglieder eine Grundsatzentscheidung, nachdem Reinhard Hemkemeyer (SPD) gefordert hatte, diesen Punkt öffentlich zu diskutieren. In nichtöffentlicher Sitzung konnte der Rat hingegen noch kein Votum darüber abgeben, an welchen Investor die Grundstücke verkauft werden. »Wir wollen kein Spiel auf Zeit. Wenn wir uns für eine Grünfläche entscheiden, dann müssen wir auch Mittel bereitstellen, dass dort etwas Vernünftiges entstehen kann - etwas Verbindliches mit allen Konsequenzen. Alles andere ist eine Eierei«, wollte der SPD-Fraktionssprecher einen Schlussstrich ziehen.
Die Meinungen zu diesem Thema gingen auseinander - auch innerhalb der Fraktionen: »Erst haben wir gesagt, wir verkaufen. Dann hat ein Umdenken stattgefunden. Und nun haben die Marienfelder die Hoffnung, dass die Flächen unbebaut bleiben. Wenn wir jetzt wieder anders entscheiden, würden die Bürger das nicht verstehen«, sprach Karin Kirchner (SPD) von einem »Zick-Zack-Kurs«. CDU-Fraktionssprecher Dieter Berheide blieb bei seinem Standpunkt: »Die Bevölkerung wurde überrollt von der massiven Bebauung - und damit meine ich von der schnellen Bebauung. Jetzt sollten wir ein bis zwei Jahre abwarten, wie die Fläche mit einer Begrünung angenommen wird. Eventuell haben dann auch Anwohner den Wunsch, daraus private Flächen zu machen. Wenn dort erst einmal Häuser stehen, gibt es kein Zurück mehr«, sprach sich der Christdemokrat für eine Grünfläche auf Zeit aus.
Renate Müterthies (SPD) bezeichnete dies als »Wischi-Waschi-Taktik«: »Diejenigen Politiker, die es grün haben wollen, sollten zu den finanziellen Einbußen stehen. Das Grundstück ein bis zwei Jahren liegen zu lassen und möglicherweise die Kommunalwahlen abzuwarten - das ist keine Entscheidung«. Johannes Sieweke (UWG) betonte: »Die Flächen sollten verkauft werden. Das entspricht dem, was geplant war. Die Grünflächen wären ein Notnagel, ein Türchen, das offen gehalten wird«. Der Charakter des Baugebiets werde dadurch nicht verbessert. »Wenn wir sie als Grünfläche gestalten, verzichten wir auf rund 300 000 Euro aus dem Grundstücksverkauf und müssen noch einmal 50 000 bis 100 000 Euro für eine vernünftige Gestaltung in die Hand nehmen«, rechnete Sieweke vor, der Rückendeckung von seinem politischen Mitstreiter Klemens Petermann bekam: »Ich habe mir in Münster Spielplätze zwischen Hochhäusern angeschaut. Die werden nicht genutzt. Dieses Geld ist in anderen Bereichen besser angelegt. Schaut man in Münster nämlich auf Plätze im Grünen, dann ist es dort voll«.
Hermann Menden (CDU) plädierte vor der geheimen Abstimmung noch einmal für die Grünfläche: »Die Wirkung in Marienfeld wäre positiv, schließlich wollen die Bürger keine noch stärkere Verdichtung. Und wir können die Gestaltung sicherlich ohne großen Geldaufwand verwirklichen. Die Vereine, die Wirtschaft und die Kreditinstitute würden uns dabei unterstützen«. Das sahen jedoch 18 Ratsmitglieder anders: Sie stimmten mehrheitlich für den Verkauf der Flächen und gegen das »Grün«.
In nichtöffentlicher Sitzung lagen den Ratsmitgliedern zwei Angebote vor, allerdings wurde eine Entscheidung bis zur nächsten Ratssitzung am 19. Juni vertagt. Bis dahin sollen entsprechende Konzepte vorliegen. »Das Interesse der Investoren ist da, schließlich handelt es sich um eine sehr gute Lage für Ladenlokale und Wohnungen«, unterstrich Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide.

Artikel vom 28.04.2007