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»Arbeitsplätze sind bis 2015 aus«

Mindener Stichlinge zeigen pointenreiches Programm in der Druckerei


Von Marc Schmedtlevin
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). »Hauptsache gesund« lautet das Motto der Mindener Stichlinge. Das bundesweit bekannte Amateurkabarett trat mit seinem gleichnamigen Programm Donnerstagabend in der ausverkauften Druckerei auf.
Speziell die neue Gesundheitsreform nahmen die Bad Oeynhausenerin Christine Engelke und ihre vier Kollegen aufs Korn. Für die Stichlinge steht fest: »Die Politik wird zur Lachnummer.« Denn aus »Förmchen werden Reförmchen. Diese werden in den Sand gesetzt, bis sie in sich zusammenfallen.«
In treffsicheren Parodien bekamen viele Politiker aus Berlin ihr Fett weg. Die Regierung setze jetzt beispielsweise »Prämien für die größte Kinderzucht aus«. Zur Förderung des Wachstums würden zudem im Kinder-Katalog von »Dotto« gewünschte Samen mit Leihmutter frei Haus geliefert oder alternativ das fertige Kind.
Politisch korrektes Verhalten steht bei den Stichlingen überhaupt hoch im Kurs. Denn »dass in England keine Weihnachtsbäume mehr aufgestellt werden dürfen, da sich sonst Minderheiten diskriminiert fühlen«, gehe einfach zu weit. Auch die verstärkte Sicherheit in Deutschland stört die Mindener. »In jeder Handtasche wird ja heute schon ein potentieller Sprengsatz vermutet. Und ein Schwarzer muss heute korrekterweise als stark pigmentierter Mitbürger gesehen werden.«
Zentrales Thema der Stichlinge war am Donnerstagabend auch der Arbeitsmarkt, den sie mit einem einfachen Einkaufsladen verglichen. Doch auf die Frage nach einem Job, musste der Verkäufer den Kunden leider enttäuschen: »Arbeitsplätze sind aus. Und die kriegen wir vor 2015 auch nicht wieder rein.« Stattdessen empfehlen die Kabarettisten ein Praktikum, egal ob man sein Fach in dieser Branche erlernt hat oder nicht. Der Friseurlehrling bekommt zum Beispiel einen Praktikumsplatz in der Chemiebranche, »Farben hat er ja schließlich vorher schon einmal gemischt.«
Laut Stichlinge geht nichts über learning by doing. Auch die ältere Generation setze sich für die deutsche Entwicklung ein. Die Initiative »70plus« kümmere sich heute verstärkt um die Bildung der jüngeren Mitmenschen. Denn »der Dativ ist nicht dem Genitiv sein Feind, sondern der laschen Erziehung ihrer.« Die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands liege im Gurkenanbau, da sie im Liegen geerntet werden kann. »Die Hartz IV-Empfänger haben ja alle Bandscheibe.« So stehe es auch im lesenswerten Hörbuch »Drei im Revier - mit Hartz sind wir vier«.
Das Publikum musste zu den Nebenwirkungen weder Arzt noch Apotheker befragen, denn beim Lachen ist auch eine Überdosis nicht schädlich. Regisseur Birger Hausmann weiß die Talente seiner Akteure Kirsten Gerlhof, Dieter Fechner, Rolf Mietke und Oliver Roth zu einem gelungenen Ganzen zu verbinden. Die weiteren Vorstellungen der Stichlinge in der Durcherei sind lange ausverkauft.

Artikel vom 28.04.2007