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TV-Kommissare spielen im Theater

»Wer hat Agatha Christie ermordet?«: Erster Akt ist sehr dialoglastig und wirkt zuweilen monoton

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Das Tournee-Theater Oenicke gastierte am Donnerstag im Theater im Park. Knapp 100 Zuschauer kamen, um sich Tudor Gates Psycho-Thriller »Wer hat Agatha Christie ermordet?« in der deutschen Bearbeitung durch Michael Haensel anzuschauen. Mit den fernsehbekannten Schauspielern Mike Reichenbach und Bernd E. Jäger van Boxen war das Stück hochkarätig besetzt.

Was soll ein Schauspieler tun, wenn ein Rezensent ihn immer wieder und über Jahre in süffisantem Tonfall verreißt und dieser sich noch nicht einmal an den Namen des Akteurs erinnern kann? - Hassgefühle, die sich in einem raffinierten Racheplan niederschlagen, bildeten die Grundpfeiler in »Wer hat Agatha Christie ermordet?«.
Das Zwei-Personen-Stück profitierte vor allem von den beiden Darstellern Mike Reichenbach und Bernd E. Jäger van Boxen, die vielen Zuschauern als Polizeikommissar Ingo Delbrück und Polizeihauptmeister Ulf Schelling aus der RTL-Serie »Die Wache« bekannt waren und die auch auf der Bühne wie ein gut eingespieltes Team wirkten. Besonders John Terrys sich manifestierender Wahnsinn wurde von Jäger van Boxen gut herausgearbeitet und mit immer bedrohlicheren Gesten und Bühnenaktionen unterstrichen.
So ahnte der Zuschauer bereits beim ersten Satz John Terrys »Der Countdown läuft«, dass der harmlos aussehende junge Mann etwas im Schilde führt. Auch die Entwicklung von der Kennenlernphase, in der Terry das Vertrauen Arthur Christies (Mike Reichenbach) gewann, über einige sich widersprechende Äußerungen, in der Christie zusehends unsicherer wurde bis hin zur Offenbarung des tatsächlichen Grundes für das Zusammentreffen beider gelang schlüssig.
Allerdings war besonders der erste Akt des Stückes sehr dialoglastig und wirkte zuweilen auch monoton. Hier hätten einige Regieeinfälle durch Michael Oenicke gut getan. Starke Gefühlsausbrüche und Handgreiflichkeiten, die breit gesät waren, wirkten oft zu stark übertrieben und bisweilen recht plump. So ließ sich Christie gleich mehrfach vor Angst schluchzend auf den Bühnenboden fallen. Gelungen war Christies Monolog im zweiten Akt, der ein Plädoyer für den Beruf des Rezensenten darstellte. Dieser wurde von Terry auch prompt mit den Worten »Es sind nicht Sie, Aggi, es ist ihr Beruf!«, beantwortet. Terry konfrontierte Arthur Christie mit den Stationen seines Lebens, die ihn als gescheiterten Schauspieler und Dramatiker zeigten und darin Gründe für seinen vernichtenden Tonfall den Theaterschaffenden gegenüber aufzeigten. Dies war ein gelungener ernster Moment in Gates Drama.
John Terrys Täuschung des Theaterkritikers, die mit den Mitteln der technisierten Welt realisiert wurde, war zwar raffiniert konzipiert, wirkte aber in dem 30 Jahre alten Stück bei der Präsentation im Theater im Park antiquiert. Mittlerweile sind die benutzten Ideen nicht mehr neu, was dazu führte, dass man als Zuschauer das Ende voraussehen konnte.

Artikel vom 28.04.2007