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Schlangen erbost über
Töne aus Lippspringe

Schmidt-Äußerung als »anmaßend« bewertet

Von Maike Stahl
Bad Lippspringe/Schlangen (WV). Der Hauptschul-Streit zwischen den Nachbarorten Bad Lippspringe und Schlangen gewinnt zunehmend an Schärfe. Äußerungen des Badestädter Bürgermeisters Willi Schmidt zum Haupt-Schulstandort wurden gestern von der Schlänger Gemeindespitze nachdrücklich zurückgewiesen.

Schmidt hatte im Stadtrat behauptet, die Bad Lippspringer Hauptschule solle geopfert werden, um einen leerstehenden Schulneubau in Schlangen zu verhindern (wir berichteten am Mittwoch). Darauf reagierten gestern der Schlänger Bürgermeister Thorsten Paulussen und Hauptamtsleiter Frank Rayczik »mit Befremden«. Offensichtlich sei Lippspringe nicht gewillt, eine gemeinsame Lösung zu finden, hieß es in Schlangen.
»In unseren Augen ist es anmaßend, dass Bad Lippspringe sich herausnimmt, über den Bau unseres Schulzentrums zu urteilen«, ärgert sich Paulussen über entsprechende Äußerungen in der jüngsten Bad Lippspringer Stadtratssitzung. Auch der Zeitpunkt der Debatte in Bad Lippspringe sei mehr als unglücklich gewählt. »Die Bezirksregierung hat beiden Kommunen für kommende Woche einen Brief mit dem Ergebnis der bisherigen Gespräche angekündigt. So lange wir nichts Schriftliches vorliegen haben, sondern nur inoffizielle Informationen aus Telefonaten, wären wir mit dem Thema nicht an die Öffentlichkeit gegangen«, sagte der Schlänger Bürgermeister.
Eigentlich sei vereinbart worden, zunächst inhaltlich über die gewünschte Entwicklung der Schullandschaft in Schlangen und Bad Lippspringe zu debattieren und erst in einem zweiten Schritt die Raumfrage zu erörtern. Dazu wäre es hilfreich gewesen, die offizielle Stellungnahme der Bezirksregierung abzuwarten. »Jetzt vermissen wir allerdings seitens der Stadt Bad Lippspringe die Bereitschaft, miteinander etwas zu entwickeln. Dort scheint die Position ja bereits festzustehen, und es sieht nicht mehr so aus, als ob es Gemeinsamkeiten gebe«, bedauert Paulussen. In Schlangen soll das Thema in der kommenden Woche zunächst in einem interfraktionellen Gespräch erörtert werden.
Der Ausbau des Schulzentrums in Schlangen, der in Bad Lippspringe ins Feuer der Kritik geraten ist, sei Ende der 1990-er Jahre vor dem Hintergrund der damals aktuellen Schulentwicklungsplanung erfolgt, stellte Rayczik klar. »Ausgangspunkt war dringender Sanierungsbedarf der Grundschule. Da aus den Zahlen des Schulentwicklungsplanes ersichtlich war, dass die Schulen den Anforderungen auf Dauer nicht gerecht werden können, gerade auch in Bezug auf den Ausbau des offenen Ganztagsbereich in der Hauptschule, haben damals alle Fraktionen für einen Ausbau gestimmt«, beschrieb der Hauptamtsleiter die Entwicklung, die mit der Bezirksregierung abgestimmt gewesen sei. Lediglich über die Wahl des Architektenentwurfes habe unterschiedliche Meinungen gegeben.
Bürgermeister Willi Schmidt hatte im Rat »massiven Widerstand« gegen eine Hauptschulauflösung zu Gunsten von Schlangen angekündigt. Offenbar, so Schmidt, sollen mit Bad Lippspringer Kindern Leerstände im neuen Schulzentrum Schlangen vermieden werden. Die neue Schule im Nachbarort sei für zehn Millionen Euro vor wenigen Jahren mit Steuergeldern offenbar viel zu gro0ß gebaut worden. Statt 400 Kinder werde diese Schule demnächst nur noch von 100 besucht.

Artikel vom 27.04.2007