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Graf von Westphalen hat nicht
nur als Arzt Spuren hinterlassen

Langjähriger Vincenz-Chefarzt wird heute in Thüle beigesetzt

Von Karl Pickhardt
Paderborn/Thüle (pic). Das Paderborner Land nimmt Abschied von einem großen Mediziner. Dr. Johannes Ottokar Graf von Westphalen ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Der langjährige Chefarzt des Vincenz-Krankenhauses wird heute in Thüle beigesetzt.

Graf von Westphalen galt als ein Mann der leisen Töne, der in seiner 23-jährigen Wirkungszeit in der Chirurgie am Vincenz-Krankenhaus in Paderborn deutliche Spuren hinterlassen hat. Die Unfallchirurgie im Vincenz-Krankenhaus trägt die Handschrift von Graf von Westphalen, der von 1978 bis zur Pensionierung 2001 Chefarzt in Paderborn war. Der Aufbau eines Notarztrettungssystems für den Lufteinsatz, die Umstrukturierung des Operationsbereiches und die Etablierung der Handchirugie sind nur wenige Beispiele seines Leistungsfeldes. Der mehrfache Vater und Großvater war ein passionierter Mediziner, für den die Tätigkeit mehr als ein Beruf war. Der Mensch stand bei ihm immer im Vordergrund und Mittelpunkt.
Der Zweite Weltkrieg hat auch das Leben von Johannes Graf von Westphalen wie bei vielen Menschen seiner Zeit dramatisch verändert. Im Alter von nicht einmal acht Jahren musste Johannes 1945 mit seiner Familie seine böhmische Heimat verlassen. Die gesamte Familie floh bis nach Fürstenberg und wurde von den »Westphälingen« im Süden des Paderborner Landes liebevoll aufgenommen. Nach seiner Schulzeit in Warburg (Abitur) studierte der junge Graf in Bonn, Wien und München. Als Arzt nahm er erste Tätigkeiten in Bayern Ende der 60er Jahre auf und lernte dort auch seine Ehefrau Ursula kennen, die dort ebenfalls als Ärztin tätig war. Sie schenkte drei Kindern (Katharina, Christina und Felix) das Leben.
Über die Universität Bonn kam Dr. Graf von Westphalen nach Stationen in Siegburg und Lünen 1978 nach Paderborn. Drei Jahre später übernahm er die Chefarzt-Position.
Der passionierte Jäger und Liebhaber der klassischen Musik, der auch zu den Gründungsmitgliedern des Golfclubs Paderborner Land gehört, blieb seiner Heimat in Böhmen immer verbunden. So war Johannes Graf von Westphalen maßgeblich an der Renovierung der kunsthistorisch bedeutenden Grabstätte der Familie und der Kapelle in Kulm (Böhmen) verantwortlich. Regelmäßig besuchte er seine Heimat.
Seit 1981 lebte Johannas Graf von Westphalen in einem umgebauten Hof in Thüle. Nach dem Trauergottesdienst (14 Uhr) in der Laurentius-Kirche wird er heute Nachmittag auf dem Friedhof in Thüle beigesetzt.

Artikel vom 27.04.2007