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Produktion bei
PM Möbelwerk
startet wieder

Gehälter gezahlt -ÊUnsicherheit bleibt

Von Harald Iding
Steinheim (WB). Im süßen Babybett »Jonas«, ganz im Landhausstil gehalten, lässt es sich wunderbar träumen. Aber die Beschäftigten des PM Möbelwerkes aus Steinheim, wo »Jonas« bisher produziert wurde, die finden kaum noch in den Schlaf.

»Die da oben geben das Geld aus, das wir am Ende der Kette wieder reinholen müssen«, verließ einer der 180 Beschäftigen gestern frühzeitig und entnervt die Betriebsversammlung, auf der PM-Geschäftsführer Ralf Oehmke der Belegschaft mitteilte, dass ab 2. Mai die Produktion in Steinheim schrittweise wieder aufgenommen wird.
Kein Wort zu möglichen Umstrukturierungen und auch keine Zusage, dass PM eine Perspektive hat. »Zum Glück ist unser Gehalt inzwischen überwiesen worden. Aber bei dem ganzen Verzicht und den vielen Abstrichen der letzten Zeit kommt man einfach nicht mehr auf einen grünen Zweig«, betont ein zweifacher Familienvater, der aufgrund der aktuellen Verträge im Jahr rund 6500 Euro Brutto weniger Gehalt in der Tasche hat. »Und das tut richtig weh!«, sagt der Facharbeiter mit verbitterter Stimme.
Viele freuten sich gestern aber über die positive Nachricht. Mit der angekündigten Produktionsaufnahme und dem vorläufigen Ende der Kurzarbeit komme endlich wieder Bewegung in die Sache, meinten viele Arbeitnehmer gegenüber dem WESTFALEN-BLATT. Die Sorge, ob das alles nur von kurzer Dauer ist, bleibt. »Und deshalb müssen wir weiter abwarten und grübeln«, sagt Werner Hannibal (50), der seit 32 Jahren dem Unternehmen die Treue hält. Er glaube aber fest daran, dass es wieder aufwärts geht mit »Schieder und Co«.
»An uns hat es ja nie gelegen. Die Produkte, die wie hier an der Emmer herstellen, sind von hoher Qualität. Das haben unsere Kunden stets honoriert«, findet Hannibal. »Und genau da müssen wir wieder hin. Die Vermarktung unserer Produkte muss stimmen und auch die Rahmenbedingungen für die Kolleginnen und Kollegen«, stellte der Betriebsratsvorsitzende Jürgen Berghahn auf Anfrage dieser Zeitung gestern fest. Die Beschäftigten in Steinheim seien trotz vieler Rückschläge nie mutlos geworden -Êim Gegenteil. »Unsere Leute stehen voll hinter ihrer Firma!« Und deswegen sei es jetzt auch mehr als angebracht, die Belegschaft nicht im Unklaren zu lassen, was mögliche Sanierungsmaßnahmen anbetrifft. »Wir wollen Gewissheit haben, wohin die Reise geht -Êund eine Garantie bekommen, dass der Standort erhalten bleibt«, fordert der Interessensvertreter der Arbeitnehmer.
Derzeit läuft übrigens vor dem Arbeitsgericht des Landes in Kassel ein Verfahren der Betriebsräte gegen die Holding. Berghahn: »Wir wollen mit den anderen Betriebsräten endlich die Anerkennung als Konzernbetriebsrat erreichen. Aber dagegen stellt sich noch die Geschäftsleitung. Wir geben jedoch nicht auf!«

Artikel vom 27.04.2007