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Nicht nur auf den
Tasten wie beflügelt

»Podium junger Künstler« bietet Talenten Raum

Von Cornelia Müller
Lübbecke (WB). Die Lübbecker Musikschule »Pro Musica« wird zehn Jahre alt. Und das soll ausgiebig gefeiert werden - mit einer Reihe von ganz unterschiedlichen Konzerten an wechselnden Veranstaltungsorten. Das erste Konzert dieser Reihe fand jetzt im Musikzentrum des Wittekind-Gymnasiums statt, als Dankeschön für die bisherige gute Zusammenarbeit mit der Schule.

Und einen schönen Nebeneffekt hatte die Wahl des Ortes auch, wie Musikschulleiter Martin Obermeier schmunzelnd zugab: »Der Flügel, der hier im Musikzentrum steht, ist so ziemlich der beste Flügel, den Lübbecke zu bieten hat.« Dermaßen ideale Bedingungen beflügelten wohl auch den musikalischen Nachwuchs. Von der jüngsten Solistin an (die elfjährige Tabea Fricke spielte auf dem Violoncello Eric Saties unbeschwertes »Le Piccadilly«) bis zum künstlerisch bereits gereiften Klaviervirtuosen (Stefan Penner interpretierte das Allegro aus Beethovens »Sturmsonate«) hinterließen alle bei ihren Auftritten einen hervorragenden Eindruck.
Das galt - man muss schon sagen: natürlich - vor allem für das mehrfach ausgezeichnete Klaviertrio, für das das Konzert eine willkommene Generalprobe für den Bundeswettbewerb »Jugend musiziert« sein sollte. Svenja Schnepel (Violine), Nicole Wiebe (Violoncello) und Simon Obermeier (Klavier) präsentierten hier schon einmal ihr anspruchsvolles Programm. Die Generalprobe gelang - und das sollte (entgegen der üblichen Redeweise) ein gutes Omen für die Drei sein.
Aber nicht nur auf das Klaviertrio kann die Musikschule mit Recht stolz sein: »Fast alle, die an diesem Konzert mitwirken, haben bereits irgendetwas gewonnen«, so Martin Obermeier. Die Sparkasse etwa fördert mit einem Stipendium besonders begabte junge Musiker aus der Region, und zu diesen gehört die Sopranistin Annika Griese, die zwei Arien aus Mozarts »Hochzeit des Figaro« vortrug. Christian Penner (Klarinette), der mit einer Komposition von Malcolm Arnold brillierte, und Jakob Helling (Trompete) sind ebenfalls Stipendiaten der Sparkassenstiftung. Letzterer war gemeinsam mit seinem Bruder Simon (Horn), Nils Rohland (Trompete) und Marc-Andrea Klimaschewski (Posaune) zu hören. Das Quartett blies den »Canzon a 4« von Giovanni Gabrieli genauso gekonnt wie das kurze und knackige »Hallelujah Drive« aus Chris Hazells »Pops for four«: So vielseitig können Blechbläser sein.
Ein »Podium junger Künstler« war das Konzert jedoch auch für die noch nicht ganz so erfahrenen musikalischen Talente. Für Kirsten Feldmann (Querflöte), die ein Werk des Mozart-Zeitgenossen Carl Stamitz vortrug, war es der erste größere öffentliche Auftritt, bei dem sie dennoch voll überzeugen konnte. Die Musikschule muss sich wirklich nicht um vielversprechenden Nachwuchs sorgen.
Das junge Geigenquartett (Esther Schnepel, Annika Krakowski, Jasmin Micaeli und Viola Fricke) musizierte Telemanns »Konzert für 4 Violinen« genauso virtuos wie das Saxofonquartett (Corinna Hartmann, Lydia Redekom, Claudia Tappe und Mirjam Prochnau) Henry Mancinis Filmmusik zum »Pink Panther«. Das Akkordeon-Percussionsensemble (Vera Augusiak, Lara Dehne, Cornelia Holle und Jana Sachse, Tobias Kleffmann, Tobias Tappe, Jann-Eike Saathoff) bereicherte mit einem Tango von Jacob Gade das Programm um einen weiteren populären Titel und eröffnete einen Einblick in die facettenreiche Ensemblearbeit der Musikschule.
Gefördert durch ihre Lehrer und unterstützt durch Hae-Kyung Choi-Salvesen, die für ihre zurückhaltende Klavierbegleitung ein Extra-Lob verdient, boten die jungen Künstler ein Programm, das sich hören lassen konnte und entsprechend viel Applaus erhielt. Und Martin Obermeier, der mit launigen Worten durch das Programm führte, erntete vor allem für seine Schlussbemerkung viel Zustimmung: »Ich hoffe, wenn Sie hier herausgehen, dann sagen Sie allen Bekannten, dass sie etwas verpasst haben.«

Artikel vom 26.04.2007