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War 1924 der erste Sieger des Teutoburger-Wald-Rennens: Rudolf Carraciola auf einem Mercedes mit 40 PS.

Wo einst die Promis logierten

Werner Wienböker legt Ehrentribüne der Teutoburger-Wald-Rennen frei

Von Peter Monke
Senne (WB). Von 1924 bis 1936 wurde in der Senne das Teutoburger-Wald-Rennen gestartet. Die alte Ehrentribüne dieses Rennsport-Spektakels ist jetzt wieder entdeckt worden. Direkt neben der Osningstraße - wenige Meter vor der Gaststätte »Eiserner Anton«.

Ein Rundbogen aus Natursandstein ist nahezu alles, was von der Ehrentribüne übrig geblieben ist. Die rostigen Verankerungen, die einmal eine Sitzbank getragen haben, ragen noch aus den Steinen. Drei Stufen einer Treppe, die von der Straße zur Loge führte, sind ebenfalls noch zu sehen.
»Gut 30 Personen der örtlichen Prominenz dürften hier bei Rennen Platz gefunden haben«, sagt Werner Wienböker, Sportleiter des Automobil-Clubs Bielefeld, der mit drei Vereinskameraden das Bauwerk an einem Samstag freigelegt hat. Den ersten Tipp hatte ihm Sennes Ortsheimatpfleger Hans Schumacher gegeben. »Ohne ihn hätten wir die Tribüne wohl nie entdeckt, da sie seit Jahrzehnten dicht überwuchert war«, sagt Wienböker. Bei der Beseitigung des Gestrüpps habe man sogar das verlassene Lager eines Obdachlochen gefunden.
Wann und von wem die Ehrentribüne errichtet wurde, ist unbekannt. Das erste Teutoburger-Wald-Rennen ist dagegen relativ gut dokumentiert. »Etwa 90 Autos und Motorräder sollen am Start gewesen sein«, sagt Wienböker. Die 31 Kilometer lange Strecke führte zunächst von Windelsbleiche über die Osning- und Selhausenstraße. In einer ob ihres Schwierigkeitsgrades gefürchteten Spitzkurve ging es nach rechts Richtung Lämershagen bis in das heutige Sennestadt. In Höhe des Gasthofes Eickelmann wurde links abgebogen. Über die heutige B68 ging es auf Dalbke und Schloß Holte zu, anschließend nach Sende und über Wilhelmsdorf schließlich zum Ziel, dem Fichtenhof in Eckardtsheim.
Im ersten Rennen siegte Rudolf Carraciola, Hotelierssohn aus Remagen, auf Mercedes mit einer Durchschnittsgeschwindigleit von 98,5 Kilometern pro Stunde. Er sollte später Europameister und - nach heutigen Maßstäben - zweimaliger Weltmeister in der Formel 1 werden. Auf Platz zwei folgte mit Reinhold Dürkopp ein Lokalmatador. Der Neffe des Firmengründers Nikolaus Dürkopp war mit einem Wagen des eigenen Werks - Dürkopp baute bis 1927 Autos - unterwegs.
Seit 1999 erinnert ein Oldtimer-Treffen an die Teutoburger-Wald-Rennen. Für die Auflage am 28. Mai hat sich Wienböker etwas Besonderes ausgedacht. Wer ihm alte Fotos oder Informationen zum Rennen oder zur Ehrentribüne bereitstellen kann, bekommt für zwei Personen freien Eintritt. Kontakt: 0521 / 39 30 061. Und wer weiß - vielleicht wird die Ehrentribüne demnächst wieder ihrer Bestimmung zugeführt. »Dieses Bauwerk zum Oldtimer-Treffen neu zu beleben, ist ein Traum. Versuchen werde ich es.«

Artikel vom 27.04.2007