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Mädchen fördern - Jungen stärken

Stemweder Realschule veranstaltet Projekt mit Siebtklässlern


Von Edda Graue
Stemwede-Wehdem (WB). »Unterricht der etwas anderen Art« hatten jetzt die Schüler der Klassen sieben der Realschule Stemwede: Sich selbst behaupten, kickboxen, steppen, sich selbst verteidigen (Judo), Abenteuerspiele unternehmen und Gipsmasken produzieren.
Mit Hilfe auswärtiger Institutionen wie zum Beispiel dem Jugendamt Espelkamp, dem Life House und dem dem TSV Brockum konzipierte die Projektleiterin und Lehrerin Anke Heinert ein interessantes Projekt.
Angeboten wurden diese Projekte für die Mädchen: »Selbstbehauptung« mit Akira Voges (Jugendamt Espelkamp), »Selbstverteidigung für Mädchen« mit Felix Schäfer (TSV Brockum) und »Thai-Bo, Aerobic und Steppen« mit Nadine Finke. Für die Jungen hatte Anke Heinert folgende Themen zur Auswahl: »Männerwelten« mit Uta Frye (Realschule Stemwede), »Abenteuerspiele« mit dem Jugendpfleger Dietmar Sander und »Gewaltprävention, Konfliktbewältigung« mit Claus Bankamp von der Sportschule in Lübbecke.
»Gewaltprävention, Konfliktbewältigung«: Welche Ursachen für Gewalt gibt es? Welche Grundbedürfnisse haben die Jugendlichen? Freundschaft, Liebe, Anerkennung und Respekt spielen in unserer heutigen Gesellschaft eine nicht mehr so wichtige Rolle. »Dazu kommt, dass sich unsere Kulturen vermischen und manche Ausländer ein anderes Verständnis von Ehre haben«, wissen die Organisatoren. Ferner ist die Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, erheblich größer. Die Schüler sprachen mit Claus Bankamp über die Ursachen der Gewalt und was man dagegen tun kann.
Wie steht dies im Zusammenhang mit dem Kampfsport? Disziplin und Respekt muss erarbeitet werden, denn wenn man beim Kickboxen zu fest tritt, kann man seinen Partner schwer verletzten. Gegenseitiges Vertrauen und Disziplin sind dabei unerlässlich. Den Schülern machte das Projekt viel Spaß, da sie sich auch mal richtig »austoben« konnten.
»Männerwelten« - was konnte man davon verstehen? Uta Frye, Lehrerin der Realschule Stemwede, ließ den Schülern viel Spielraum, sich selbst darzustellen. Zu Beginn wurde ein Gipsabdruck vom Gesicht genommen, den die Schüler dann mit Farben, Formen und anderen Materialien verzieren konnten. Farben und Formen gaben dem Gesicht Ausdruck, den die Schüler selbst gestalteten.
Als drittes Projekt stand das Thema »Abenteuerspiele« für die Jungen auf dem Programm. So wurde am ersten Tag Völker- und Brennball gespielt. Mit Kraftübungen bereiteten sich die Schüler am zweiten Tag vor, denn beim Klettern benötigten sie ganz bestimmte Muskeln, die trainiert werden mussten.
Aber auch Teamarbeit und Vertrauen wurde trainiert. Warum Teamarbeit? Gerade beim Klettern in der Gruppe muss man sich auf den andern verlassen können. Wenn man angeseilt ist, muss der Vorder- und Hintermann verlässlich sein. Wenn jemand einen Fehler macht, stürzt man ab und die Folgen tragen alle. So wurde eingeübt und trainiert, um am letzten Tag die Kletterwand in Dielingen an der Mühle zu bewältigen. (22 Meter hoch und acht Meter breit).
Für die Mädchen verlangte Nadine Finke, Referendarin und ausgebildete Thai-Bo-Trainerin, von ihren Schülerinnen Disziplin und Ausdauer. Natürlich wurde auch in der Theorie einiges getan: Die Schülerinnen sahen DVD's und sprachen über gesunde Ernährung, Körperbewusstsein und Sport zum Fit halten. Viel Ausdauer und Geduld gehörte für die Schülerinnen zum Training, bei dem auch Aerobic und Stepaerobic auf dem Programm stand. Jedenfalls stand allen Teilnehmerinnen der Schweiß auf der Stirn und der Muskelkater war gleich nach dem ersten Tag zu spüren. Aber alle waren sich einig: der Spaß stand an erster Stelle.
Als zweites Projekt für die Mädchen führte Aliki Voges vom Jugendamt Espelkamp das Thema »Selbstbehauptung« durch. »Mädchen sein«, der Umgang damit, wie Mädchen gesehen werden, das Rollenbild von Mädchen, ihre Gefühle, Vertrauen und der Umgang mit negativen Gefühlen wurde genauer untersucht. Was bedeutet Körpersprache und Mimik und wie setzte ich sie ein? Vielen Schülerinnen ist nicht bewusst, wie sie auf andere wirken und wie sie sich in Konfliktsituationen zur Wehr setzen können. Voges unterstützte die Mädchen durch Rollenspiele, Gespräche und interessanten Übungen.
Als letztes Projekt stand der Realschule ein bekanntes Duo zur Verfügung: Felix Schäfer und Heidrun Schweiger, Judoka des TSV Brockum, führten mit den Mädchen Übungen zur »Selbstverteidigung« durch. Schäfer, der den schwarzen Gürtel trägt, lehrte die Mädchen, dass nicht die Kraft eines Menschen wichtig ist, sondern mit welcher Technik man ihm begegnet. »Den anderen Menschen beobachten - so lernt man, wie er gleich reagiert. Dazu muss man durch Training körperliche und geistige Fitness erhalten«, sagte Schäfer, der viele Fragen beantworten musste und einige Mädchen auf die Judo-Matte schickte. Aber auch er ließ sich bereitwillig niederzwingen - mit wenigen Handgriffen zeigte er diese Technik den Schülerinnen, die das sofort begeistert umsetzten.
»Zu danken ist vor allem dem Förderverein der Realschule Stemwede, der das Projekt finanziell unterstützte - die Ergebnisse bestätigen de Aufwand«, hieß es von Seiten der Schulleitung.

Artikel vom 26.04.2007