25.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Einigkeit: Göppingen-Pleite heißt Abstieg

Mit geballter Kraft will der TuS N-Lübbecke die Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga doch noch schaffen. Das jedenfalls dokumentierten gestern (v.l.n.r.) Trainer Velimir Kljaic, Rechtsaußen Dirk Hartmann und Teammanager Zlatko Feric. Foto: Volker Krusche

Handball-Bundesliga: Kljaic verbannt einen Spieler auf die Tribüne - Trainer sagt ab

Von Volker Krusche
Lübbecke (WB). Sie wissen ganz genau, was vom Spiel am Donnerstag abhängt. Gegen Altmeister FrischAuf Göppingen zählt in der Kreissporthalle ab 20.30 Uhr nur ein Sieg. Beim TuS N-Lübbecke herrscht Endspiel-Stimmung. »Bei einer Niederlage werden wir uns wohl aus der 1. Bundesliga verabschieden müssen«, bringt es Teammanger Zlatko Feric auf den Punkt.

Die Vorzeichen sind alles andere als positiv. Drei Punkte beträgt der Rückstand zur HSG Wetzlar, die derzeit den zur Relegation berechtigenden 16. Platz einnimmt. Sechs Zähler sind es schon zum rettenden 15. Rang. Daher bleibt Trainer Velimir Kljaic auch Realist: »Es geht nur noch um die Relegation. Alles andere wäre Phantasterei.«
»Ich werde alles versuchen, alles geben. Aber ich kann letztlich nur für mich sprechen«, erklärt Dirk Hartmann im Hinblick auf das absolute Schicksalsspiel. Spricht nicht gerade für die komplette Mannschaft. Genauso wie die Tatsache, dass sich das Team vor dieser für den TuSN-L so Richtung weisenden Partie nicht einmal zusammensetzte, sich aussprach und einschwor. Hartmann: »Nein, das hat es nicht gegeben!« Auch keinen Gang in die Öffentlichkeit, um für Donnerstag mit Ehrlichkeit zu werben. Schließlich braucht die Mannschaft Rückendeckung von den Rängen.
Doch auch die Verantwortlichen des Bundesligisten haben sich hier nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Kartenaktionen oder andere Werbemaßnahmen? Fehlanzeige! »Wir müssen die Zuschauer gegen Göppingen durch eine überragende Einstellung, durch Charakter und Kampf für uns gewinnen. Dann kommen gegen Hamburg auch mehr Fans«, hofft Zlatko Feric. Zu spät! Die Besucher müssen schon gegen Göppingen kommen - und nicht erst gegen ein Team, dass kaum zu schlagen ist. Dem TuS schlägt jetzt die Stunde - und nicht erst am 12. Mai.
Natürlich kann man Feric auch verstehen, der betont, »dass sich die Handballfans in Lübbecke doch verar... fühlen, wenn wir sie auffordern, in die Halle zu kommen, die Spieler die Versprechungen durch indiskutable Vorstellungen aber nicht halten. Aktion hin, Aktionen her - nur die Mannschaft kann die Fans in die Halle locken.«
Charakter zeigen, dass sei aus Sicht von Trainer Kljaic die entscheidende Forderung für den Rest der Saison. »Wer jetzt nicht voll mitzieht, der wird mich kennen lernen. Der wird aber nicht nur von mir, sondern auch vom Umfeld abgestraft. Scheinbar begreifen einige Spieler nicht, dass es auch um ihren Job geht. Glauben die denn, dass andere Vereine sie mit Kusshand nehmen? Die werden dann höchstens noch auf dem Flohmarkt angeboten!«
Die mangelnde Einstellung im Kellerkampf bei einige Akteuren, die zuletzt in Lemgo zur Kljaic-Aussage »Da trugen einige nur ihr Trikot spazieren« führte, wird am Donnerstag wahrscheinlich auch personelle Konsequenzen haben. »Das geht aber nur, wenn alle gesund sind.« Und danach sieht es derzeit aus. »Toti« Olafsson könnte wieder mitwirken. Und im »Schnellheilverfahren« soll urplötzlich auch Dragan Sudzum nach seinem Kreuzbandriss wieder genesen sein. »Dann wird auf jeden Fall einer auf der Tribüne Platz nehmen dürfen, der meinen Erwartungen nicht entsprochen hat«, macht Kljaic deutlich.
Apropos Personal. Die von Paul und Armin Gauselmann vor Wochen als fast perfekt angesehene Verpflichtung eines Coaches für die neue Saison hat sich inzwischen zerschlagen. Bei dem Kandidaten soll es sich um einen Verbandstrainer gehandelt haben, der aber für eine Doppelfunktion »Verband/TuS N-L« keine Freigabe erhalten hätte. »Aber wir sitzen hier natürlich nicht herum und beten nur. Wir arbeiten auch«, verrät Zlatko Feric. »Sollten wir die 1. Liga halten, dann müssen wir personell ohnehin Einiges tun. Einen Rückraum-Rechten und einen Kreisläufer brauchen wir auf jeden Fall. Aber auch auf anderen Positionen müssen wir noch nachlegen.« Allerdings soll bei der Planung nach Möglichkeit schon der Nachfolger von »Velco«, der nach dem 2. Juni wieder in Richtung Kroatien aufbricht, eingebunden werden. Die mögliche Ausleihe von Michal Jurecki, der vom HSV verpflichtet wird, dann aber ein Jahr beim TuS spielen soll, ist laut Feric nicht vom Tisch. »Die Vereinbarung mit Hamburg hat noch Bestand.« Wie lange noch, dass wird vielleicht schon der Donnerstag zeigen.

Artikel vom 25.04.2007