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Hier ist jeder Drahtesel ein Unikat

Die Spenger Dieter und Michael Krüger bauen Fahrradrahmen und Kompletträder

Von Maren Waltemode
(Text und Fotos)
Spenge (HK). Der Erfolg kommt bei Dieter und Michael Krüger auf zwei Rädern. Zusammen führen sie den Familienbetrieb Krüger Fahrradtechnik in Spenge. Vater Dieter Krüger gründete das Zwei-Mann-Unternehmen im April vor genau vierzig Jahren.

Seitdem hat sich im Fahrradbau einiges getan. Die beiden gelernten Schlosser bauen Fahrradrahmen aus Stahlrohr sowie komplette Fahrräder für Endverbraucher. »Ein Großteil der Rahmen wird heutzutage importiert und es wird viel mit Aluminium gearbeitet«, erklärt Michael Krüger (38). »Wir dürften einer von bundesweit etwa acht Betrieben sein, der noch klassische Stahlrahmen produziert«, vermutet er. »Weil wir so ein kleiner Betrieb sind, bleiben wir am Markt beweglich«, ergänzt Krüger.
Hauptgeschäftsbereich des Familienbetriebs ist der Fahrradrahmenbau. Möglich ist der Rohrahmenbau ohne Beschichtung und Montage und der vormontierte und beschichtete Rahmen. Geliefert werden jährlich etwa 4500 Rahmen an Grossisten und den Fachhandel in Deutschland und Holland. Angefangen hat alles vor 40 Jahren in Bielefeld-Brake. Dort gehörte Fahrradbauer Rixe zu den Hauptkunden. »Nach Rixes Insolvenz fiel ein Großteil der Aufträge weg, der Standort lohnte sich nicht mehr«, erzählt Michael Krüger.
Seit 23 Jahren ist der Betrieb nun schon in Spenge angesiedelt. Um die Unternehmensnachfolge musste sich Vater Dieter Krüger noch nie Gedanken machen. Schon früh war klar, dass Sohn Michael in den Betrieb einsteigt. Nach einer Schlosserlehre in Bielefeld arbeitet er nun seit 19 Jahren im Betrieb.
»Man muss ein bisschen Herzblut mitbringen, um auch bei stupider Arbeit wie dem Löten zu begreifen, dass jedes gefertigte Rad ein Einzelstück ist«, betont er. Außerdem sei Fingerspitzengefühl gefragt: Das Rad müsse schließlich nicht nur stabil werden und exakt ausgerichtet sein, sondern auch noch gut aussehen. Wenn die Löttemparatur beispielsweise zu hoch ist, ändert sich der Legierungsanteil und das Gefüge wird zu heiß. Die Rahmen fertigen die beiden Krügers aus Stahlrohr, das in ein Blechgefüge eingefügt wird. Mit Messinglot wird es anschließend verlötet und die Rahmen werden gerichtet, beschichtet und lackiert. »Besonders das Ausrichten der Rahmen erfordert volle Konzentration - schließlich wollen unsere Kunden nicht in den Graben fahren, sondern geradeaus«, weiß Krüger. In einem 40 Rahmen umfassenden Brennofen werden die lackierten Rahmen 15 Minuten lang gebrannt. Im Kernbereich erhitzt sich der Ofen auf etwa 800 bis 900 Grad Celsius.
Anhänger des zweirädrigen Fortbewegungsmittels können sich bei Dieter und Michael Krüger ihr Fahrrad nach Maß bauen lassen: das Krüger-Fahrrad »made in Spenge«. Ein echtes Unikat - können Krügers Kunden doch zwischen verschiedenen Farben, Steuersätzen, Speichen, Pedalen, Lenkern oder Sattelstützen wählen. »Trotzdem bauen wir eher normale Räder für den täglichen Gebrauch. Auch Nostalgieräder, die so genannten Hollandräder, gehören zur Spezialität des Spengers. Für seine vierjährige Tochter Vivien baute Michael Krüger unlängs ein Laufrad, ebenfalls ein echter »Krüger«. Mit einem echten »Krüger« fährt der Familienvater jeden Tag zur Arbeit ins Spenger Industriezentrum. »Das hält fit und entspannt zudem nach einem anstrengendem Arbeitstag«, wirbt er für seinen täglichen Broterwerb.
Über eine schlechte Auftragslage können sich die beiden Unternehmer nicht beklagen. Vor zehn Jahren haben sie eine Lagerhalle angebaut, jetzt bestünde eigentlich wieder Erweiterungsbedarf auf dem etwa 2500 Quadratmeter großem Grundstück mit einer Hallenfläche von etwa 600 Quadratmetern.

Artikel vom 25.04.2007