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Niesener Herrenhaus gibt es bei »eBay«

Gutshof und Lagergebäude können für 1,2 Millionen Euro den Besitzer wechseln

Von Carsten Reinhardt
Niesen (WB). Wie heißt es so schön? Bei »eBay« kann man alles kaufen. Stimmt. Ein attraktives Angebot gibt nun auch für diejenigen, die auf der Suche nach einem stattlichen Anwesen im Warburger Land sind.

Im aktuellen Sortiment des Internet-Auktionshauses ist das Herrenhaus des Gutshofes Niesen vertreten. Für einen Festpreis von 1,2 Millionen Euro ist es dort zu haben. Wer danach sucht, wird in der Rubrik »Haus/Villa/Herrenhaus/Schloss zu verkaufen« fündig. Angepriesen wird die Immobilie mit schönen Fotos und dem Etikett »Exclusives Herrenhaus in Willebadessen-Niesen«. Laut »eBay«-Besucherzähler hatten sich bis gestern bereits 2978 Internetnutzer das Angebot im Netz angeschaut.
Verkäufer des ungewöhnlichen Artikels mit der laufenden Nummer 2000 9577 2504 ist der auf Schloss Welda ansässige Architekt und Makler Klaus Fauerbach. Das Gutshaus, nicht zu verwechseln mit dem Schloss im Nethedorf, ist 1820 erbaut worden und steht unter Denkmalschutz. Es diente damals als Verwalterhaus für die Landwirtschaft des nahe gelegenen Schlosses. Es verfügt in drei Stockwerken über eine Wohnfläche von 560 Quadratmetern und hat insgesamt 19 Zimmer.
Wer die 1,2 Millionen hinblättern möchte, kann sich auf eine Immobilie in idyllischer Lage freuen. Das Herrenhaus liegt auf dem Kirchberg am Ortsrand, umgeben ist es von einem fast 15 000 Quadratmeter großen Park mit alten Bäumen und einem ehemaligen Reitplatz. Der Wald ist gleich um die Ecke - wer also Ruhe und Erholung sucht, kann kaum ein besseres Plätzchen finden im Warburger Land, zumal die Ostwestfalenstraße in der Nähe verläuft und die Auffahrt zur A 44 in nur 15 Minuten mit dem Auto erreichbar ist.
Die Substanz des Hauses sei dem Alter entsprechend »gut bis sehr gut«, preist Fauerbach das Objekt in seinem Exposé an. Erbaut wurde es seinerzeit mit 65 Zentimeter dicken Sandstein-Außenwänden. »Die großzügigen Raumgliederungen der Geschosse ermöglichen ein stilvolles Ambiente und repräsentatives Wohnen«, so der Architekt in seiner Beschreibung. Besonders markant im rückwärtigen Bereich des Herrenhauses: die 45 Quadratmeter große Terrasse und darüber ein 40 Quadratmeter großer Balkon, beide zum Park hin ausgerichtet.
Mit dem Haupthaus ist es nicht genug: An seiner Nordseite befindet sich ein Stallgebäude mit 250 Quadratmetern Nutzfläche, daran wiederum ein angebautes zweigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus. Östlich des Herrenhauses liegt eine 11 000 Quadratmeter große Fläche, die als Bauland genutzt werden kann. Auf diesem Areal befinden sich drei Lagergebäude, die in den zurückliegenden Jahrzehnten von einer Spedition gebaut und genutzt worden sind. Dazu gehören ein 1959 gebautes Werkstattgebäude, eine Lagerhalle (1970 errichtet) und eine Lkw-Halle, die aus dem Jahr 1979 stammt. Zwischen den beiden Hallen steht außerdem eine Lkw-Außenwaschanlage mit Benzinabschneider. In der Internet-Präsentation der Liegenschaft heißt es dazu, dieser Gewerbekomplex könne teilweise oder vollständig von dem Herrenhaus-Areal abgetrennt werden. Soll heißen: Der Interessent muss nicht unbedingt das ganze, mit 1,2 Millionen veranschlagte Gelände erwerben, er könnte sich eventuell auch auf das »Sahnehäubchen« beschränken.
Fauerbach, der als Makler für den jetzigen Besitzer auftritt, ist zuversichtlich, bald einen Käufer für dieses Objekt finden zu können. »Das Herrenhaus befindet sich in einem baulich guten Zustand, durch seine stattliche Größe und das angrenzende Gelände ist es vielseitig nutzbar«, sagte er gestern dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage. Er biete das Haus seit Ende letzten Jahres an. Seither habe es bereits mehrere ernsthafte Anfragen und auch schon Ortsbesichtigungen gegeben. Die Interessenten kämen von überall her. Fauerbach: »Es ist denkbar, dass sich jemand findet, der die Anlage künftig als Reiterhof, Wellness-Hotel oder Privatklinik nutzen will.« Das ganze Objekt sei im jetzigen Zustand sehr gepflegt, die Voraussetzungen für eine künftige Nutzung etwa in touristischer Hinsicht seien gegeben, meint der Architekt.
Wer Interesse hat, kann auf der Internetseite www.schloss-welda.de nähere Informationen bekommen. Wer dabei allerdings beim Anblick des Schlosses Welda auf die Idee kommt, sein Geld lieber dort anlegen zu wollen, der hat schlechte Karten. Das verrät ein augenzwinkender Hinweis, den der Anbieter auf seine Seite gestellt hat: »Schloss Welda steht nicht zum Verkauf!«

Artikel vom 24.04.2007