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Stadt-Hausmeister als Dealer angeklagt

Klage gegen Kündigung - Ein Kurier soll für seine Heroin-Lieferungen Sex verlangt haben


Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Als die Stadt erfuhr, dass einer ihrer Hausmeister mit Drogen gehandelt haben soll, schickte sie dem 47-Jährigen die fristlose Kündigung. Seit Dezember vergangenen Jahres sitzt Dieter T. wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft.
Seiner Hausmeister-Tätigkeit im Sportzentrum Maspernplatz kann er da nur schwerlich nachgehen. Trotzdem hat T. gegen seinen Rausschmiss Kündigungsschutzklage erhoben. Sein Anwalt Matthias Cramer bemängelte gestern im Gütetermin vor dem Paderborner Arbeitsgericht »formale Fehler«. Die Kündigung sei deshalb unwirksam. Es handelt sich um eine so genannte Verdachtskündigung. Es gibt zwar keine Anhaltspunkte dafür, dass der Mann auch im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit illegale Drogengeschäfte gemacht hat. »Aber es ist schon ein Unterschied, ob so jemand täglich mit Kinder und Jugendlichen umgeht oder im Stadtarchiv tätig ist«, betonte eine Vertreterin der Verwaltung.
Für die Prozessführung hat T. Prozesskostenhilfe beantragt. »Über das Vermögen meines Mandanten ist ein Arrest verhängt worden«, erklärte Cramer.
Dieter T. ist seit etwa zehn Jahren bei der Stadt beschäftigt. Wegen einer psychischen Erkrankung war er seit September 2005 arbeitsunfähig. Seine angeschlagene Gesundheit hinderte ihn offenbar aber nicht, in Paderborn seinen schwunghaften Drogenhandel aufzuziehen. Davon ist zumindest die Staatsanwaltschaft überzeugt. Sie hat inzwischen Anklage bei der Großen Strafkammer erhoben. Der Vater von zwei Kindern soll in der Zeit von April bis Dezember 2006 von verschiedenen Lieferanten insgesamt etwa ein Kilo Heroin bezogen und an Drogenabhängige weiterverkauft haben. »Nach unseren Erkenntnissen hat er durch den illegalen Handel mit Betäubungsmitteln etwa 50 000 Euro eingenommen«, sagt Oberstaatsanwalt Horst Rürup.
Eine mögliche Fluchtgefahr sehen die Ermittler in der Tatsache, dass Dieter T. begonnen hatte, sich in Griechenland ein Ferienhaus zu bauen. Dort wollte er angeblich seinen Ruhestand verbringen.
Ins Visier der Drogenfahnder ist im Zuge der Ermittlungen auch einer der mutmaßlichen Kuriere des Hausmeisters geraten. Der 44-jährige Karl-Heinz W. soll nicht nur Heroin geliefert, sondern auch eigene Geschäfte gemacht haben. Zu seinem Stammkundinnen gehörten angeblich auch mehrere junge Frauen. Von ihnen, so heißt es, habe er kein Geld genommen, sondern sich jedes Gramm mit Sex bezahlen lassen.
Sein Verteidiger Franz Zacharias will sich zu dem Fall nicht äußern, bestätigt aber: »Mein Mandant hatte wohl ein reges Liebesleben«.

Artikel vom 25.04.2007