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Bissfeste Grütze

Blutrot tropft schwarzer Humor von der Decke

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Altenbeken (WV). Man sollte schon einiges vertragen können, damit einem die »Schwarze Grütze« nicht auf den Magen schlägt.

Beim kabarettistischen Nachgang des Potsdamer Duos handelt es sich nämlich um alles andere als eine leicht verdauliche Süßspeise. Auf ihrer Fahrt zum Kabarett-Preis »Prix Pantheon«, der ihnen gestern in Köln verliehen wurde, machten die beiden Grütz-Köche am Sonntagabend im Altenbekener Eggemuseum Station.
Zur Egge-Premiere fanden sich in der gemütlichen Fachwerkhaus-Atmosphäre des ehemaligen Ofenmuseums nicht ganz so viele Besucher ein wie gewohnt. Das aber könnte sich beim nächsten Gastspiel bereits ändern. Die kabarettistische Menüfolge des Duos jedenfalls erwies sich als weitaus bissfester als der Name es versprach.
Dirk Pursche und sein haupthaarmäßig noch nicht ganz so gelichteter Bühnenkollege Stefan Klucke bevorzugen eine Kellerbühnen-Mixtur, die mit dem Taubenvergifter Georg Kreisler ihren leisen Abschied zu nehmen schien: die bitterböse schwarze Satire, die den Finger nicht nur auf die Wunde legt, sondern genüsslich darin herum pult. »Political Correctness« ist für die Ost-Lästerer schlicht ein Fremdwort, und so sorgen sie mit ihrem Programm für »NiveauwonieNiveauwar«. Wie wahr!
»Schwarze Grütze« singt zu jazzig-chansonesken Rhythmen Lieder »auf des Zwerchfells Schneide«. Dem Lacher wird schnell schwindlig angesichts des inszenierten Suizids vor laufenden Fernsehkameras, und wenn der Nachbar blutrot von der Decke tropft, bleibt so mancher Heiterkeitsausbruch fast in der Kehle stecken. Doch ist der innere Schweinehund erst mal betäubt, lässt sich herrlich schmunzeln über den erschossenen Weihnachtsmann oder die Qual der Namenswahl: »Warum sein Kind nicht Adolf nennen?« Die doppelte Ute im Publikum hatte da ihre Reimwort-Improvisation schon hinter sich.
Nach der Pause legten die beiden Grütz-Köche noch eine Schippe Nonsense drauf, wobei die brillant konstruierten Wortkaskaden immer waghalsiger wurden. Und wenn dann im stürmisch geforderten Zugabenteil die Chinesen-Mafia statt Raub und Mord nur immer »Laub und Mold« über die Lippen kriegt, dann ist der Gipfel des intelligenten Blödsinns glücklich erklommen.
Das Altenbekener Publikum zeigte sich beim »Running-Gag« mit dem allgemeinen Kojotengeheul zur Reizvokabel »Mundharmonika« stichwortfest und warf die zu Beginn von den überaus sympathischen Künstlern im Saal verteilten Plastikblumen als finale Dankesgeste brav zurück. Dass nicht jede Pointe zündete, liegt in der Natur der humorigen Sache. Wie sagte Stefan Klucke doch ganz treffend: »Kleinkunst macht auch Mist.« Darf sie auch.

Artikel vom 24.04.2007