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Lage ist auf
alten Karten
dokumentiert

Hohlraum ist ein alter Löschbehälter

Espelkamp (fq). Die ehemalige Munitionsanstalt in Espelkamp sorgt auch mehr als 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg immer noch für Schlagzeilen.

Eine Delegation des Ordnungs- und Bauamtes Espelkamp sowie des Umweltamtes des Kreises Minden-Lübbecke war gestern im Ludwig-Steil-Hof, um sich über den am Wochenende freigelegten Hohlraum zu erkundigen (wir berichteten gestern). Dabei handelt es sich nach Angaben von Stadtpressesprecher Torsten Siemon um einen alten Löschwasserbehälter. Dies sei einwandfrei recherchiert worden. »Er ist sogar in alten Lageplänen eingezeichnet«, erklärte Siemon im Gespräch mit der ESPELKAMPER ZEITUNG. Direkt neben dem Löschwasserbehälter habe sich das dazugehörende Feuerwehrgeräte-Gebäude befunden, so Siemon. »Die alte Bodenplatte ist noch vorhanden.«
»Solche Kombinationen aus Baracke und Wasserbehälter gibt es mehrfach auf dem ehemaligen Munagelände«, sagten Werner Abeln von der Bauaufsicht der Stadt Espelkamp sowie Stefan Simon vom Umweltamt des Kreises Minden-Lübbecke.
Der Löschwasserbehälter ist am Wochenende bei Bauarbeiten ausgegraben worden. Der Ludwig-Steil-Hof sei dabei, eine Baustraße anzulegen, erläuterte Torsten Siemon. Diese ist notwendig, um den Abriss eines Gebäudes zu ermöglichen. Dabei ist der alte Behälter zutage getreten. Nachdem er gefunden wurde, ist er von den Verantwortlichen wieder zugeschüttet worden.
Die Experten nahmen am Montag vor Ort Boden- sowie Wasserproben. Offenkundig sei der Löschwasserbehälter nach dem Zweiten Weltkrieg als Müllkippe genutzt und teilweise verfüllt worden, sagte Siemon weiter. Zu den Fundstücken zählen etwa kleine Kunststoffkästchen, bei denen es sich vermutlich um Schachteln mit Dekontaminationspulver handelt.
Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass aus diesen Schachteln Chemikalien ins Wasser des Löschbehälters sowie in das Erdreich gedrungen sind, mussten zunächst Boden- und Wasserproben an der Fundstelle des Steil-Hofes entnommen werden. »Das ist reine Routine«, betonte Stefan Simon. Danach kann der Bodenaushub entsorgt und das Wasser abgepumpt werden. Bis zum Abschluss der Untersuchungen bleibt der Löschwasserbehälter verschlossen.
Vor wenigen Wochen bereits hat ein privater Arbeitskreis Georadarmessungen in Eigeninitiative vorgenommen. Mit dieser Messtechnik sollen am Schüsselbruchweg ebenfalls Hinweise auf Hohlräume der Muna entdeckt worden sein. Bürgermeister Heinrich Vieker reagierte darauf gelassen: »Es gibt keine Muna, die so gut dokumentiert ist, wie die in Espelkamp.« Dennoch werde die Geschichte über die Muna Espelkamp nie ganz aufgeklärt werden können. Aber nachdem auch der Kreis Minden-Lübbecke im vergangenen Jahr den Abschluss der Untersuchungen über die Heeresmunitionsanstalt bekannt gegeben hat, erklärte Vieker: »Für uns ist die Sache erledigt.«

Artikel vom 24.04.2007