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Auf den Spuren der Klänge

Musiker entdecken mit Peter Ausländer unbekannte Instrumente

Von Kathrin Kröger (Text und Foto)
Enger (EA). Auf die klanglichen Spuren unserer Urahnen haben sich am vergangenen Wochenende Teilnehmer eines Workshops begeben. Unter der Leitung von Peter Ausländer beschäftigten sich die Musikbegeisterten mit Fundsachen und Instrumenten aus anderen Kulturen und näherten sich improvisierend der Musik des frühen Mittelalters an.

Das am Samstag Erarbeitete und Erprobte wurde am Sonntag in der Stiftskirche präsentiert. Veranstalter waren die Musikschule Enger-Spenge sowie die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Enger.
Wenige Zuhörer fanden sich ein, so dass vielen eine beeindruckende Darbietung entging. Die zehn Workshop-Teilnehmer ließen ganz und gar die Welt der Klänge und Töne sprechen und schöpften die exzellente Akustik der Kirche aus. Das Publikum wurde Zeuge, welch grandiose Effekte sich mit einfachen Mitteln erzielen lassen. Die Akteure positionierten sich an verschiedenen Stellen des Raumes, die Darbietung konnte beginnen.
Holz wurde auf Holz geschlagen, Stein auf Stein, unterschiedliche Rhythmen, Tempi und Lautstärken kamen zum Tragen. Die Frauen und Männer erhoben ihre Stimmen, ließen zunächst Geräusche hören, formten Worte, aus Sprache wurde letztlich Gesang: »Komm, heiliger Geist«. Dann Stille. Das Gehörte hatte eine nahezu mystische Stimmung verbreitet, vermochte das Publikum tatsächlich in eine andere Welt, eine andere Zeit zu versetzen.
Außergewöhnlich war auch der zweite Teil der Präsentation: Die Akteure spielten auf Instrumenten anderer Kulturen, die teilweise von ihnen selbst rekonstruiert worden waren. Da wurden zum Beispiel ein Kabelrohr und ein Küchentrichter zur Busine, einer geraden Trompete ohne Züge oder Ventile, die um 1300 ihre heutige gebogene Form erhielt. Mittels Schnur, Stöckchen und Joghurt-Becher ließ sich ein Waldteufel bauen - eine Flugreibtrommel, die vor allem im 15. bis 18. Jahrhundert anzutreffen war.
Aus der Zeit Widukinds, also der Zeit um 800, sei über die Musik nichts überliefert, wie Ausländer erklärte. Man könne also nur Spekulationen anstellen. So könnten durchaus Schellen, Glöckchen und Rasseln existent gewesen sein, da es Metallverarbeitung gegeben habe. Auch der Stimme schreibt er eine tragende Rolle zu, jedoch wurde sie mitunter in anderer Weise eingesetzt als heutzutage: Die Liturgie um 300 beinhaltete laut Ausländer die Anweisung, Tierlaute zu imitieren. Die ersten Liederbände habe es ab etwa 1100 gegeben.
Generell bedienten sich die Menschen den Dingen, die sie in der Natur fanden, um Töne zu erzeugen. »Es gab Tierhörner und wo Schilf und Rohre wuchsen, gab es auch Panflöten«, erklärte Ausländer. Als Ursprung der schwingenden Saiten nimmt sich der Jagdbogen aus. »Eine Kultur, die ohne die Musik auskommt, gibt es nicht.«

Artikel vom 24.04.2007