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»Absolut nichts ist so aufregend«

Aktionskünstler Arnd Drossel schaut King Tomba aus der Stahlkugel ins Maul

Von Monika Schönfeld
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). »Der Höhepunkt wird sein, wenn ich in Warburg ankomme.« Das sagt Aktionskünstler Arnd Drossel, bevor er in seiner Stahlkugel durch das Freigehege der weißen Löwen im Zoo Hollywood- und Safaripark rollt. Um 17.30 Uhr spricht er anders. Seine Hände zittern ein wenig - nicht vor Angst, sondern aus nachlassender Anspannung. »Absolut nichts ist so aufregend.«

Es ist 16.15 Uhr gestern Nachmittag. Die Kassen sind geschlossen, Besucher in ihren Autos haben die Safari längst verlassen. Ein Kamerateam rüstet Arnd Drossel mit einem Helm und einer Kopfkamera aus. Das Team sollte nicht ahnen, welch spektakuläre Bilder Drossel aufnehmen wird. Er sollte ins Maul des weißen Löwenmanns King Tomba schauen. Ein Tross Kameraleute und Journalisten folgt durch die Schleuse, fährt weiter durchs zweite, inzwischen leere Gehege. Von einem Hubwagen haben die Kamerateams aus sieben Metern Höhe einen sicheren Blick über den Zaun. Parkchef Fritz Wurms hat einen Eimer Rindfleisch besorgt, den er Drossel mitgibt. Mit Speck fängt man Mäuse, mit Filets weiße Löwen.
Arnd Drossel hatte bei der Planung seiner Tour »Innere Balance« Fritz Wurms angesprochen. Der stellt seinen Park an Wochenenden gern für zusätzliche Attraktionen zur Verfügung. »Wir haben uns den Mann erst mal angesehen. Er macht einen ausgeglichenen Eindruck. Fast zeitgleich kam uns die Idee, ihn nicht nur auf der Aktionsfläche seine Kugel und sein Projekt präsentieren zu lassen«, erzählt Pressesprecherin Susanna Stubbe.
Sicherheit steht für Fritz Wurms an erster Stelle. »Plan B bin ich«, sagt er auf die Frage, was passiert, wenn etwas schief geht. Natürlich hat Wurms ein Schreckschussgewehr mit Gummikugeln im Auto. Außerdem Drossels beiden Söhne, Kalin (13) und Yannic (11), die die Aktion ihres Vaters als Spektakel sehen. »Das ist gut, ne? Da passiert schon nichts«, sagt Kalin. Sie waren bereits im Smart bei der »Probefahrt« durchs Freigehege dabei. »Zwei Tiger haben hinter unserem Auto gekämpft. Das ist aufregend - und so nah.«
Drossels Mitarbeiter Tobias Seesing beseitigt scharfe Schweißnähte in der Kugel, bevor er den Deckel am Einstieg schließt. Ein Schluck Wasser noch, andere Schuhe angezogen. Und dann geht es los. Fritz Wurms mit seinem Fahrzeug, ein Tierpfleger und ein Erste-Hilfe-Wagen halten sich ganz in der Nähe zur Kugel auf. Sie werden aber erst gebraucht, um nach 20 Minuten den Löwen klar zu machen, dass der Fleischeimer leer ist. Arnd Drossel ist erschöpft, strahlt bescheiden.
Seit Münster wird Arnd Drossel begleitet vom freien Kameramann Reinhold Kringel. »Ich bin mit der Kamera auch da, wenn das Publikum weg ist. In Harsewinkel hatte er Wadenkrämpfe, in Gütersloh eine Bindehautentzündung. In Schloß Holte-Stukenbrock wurde es besser, als seine Familie kam.« Neben seinen beiden Söhnen war am Samstag Lebensgefährtin Inge de Jonge mit Töchterchen Senne (sie heißt wirklich so) da. Inge de Jonge, ausgebildete Physiotherapeutin, hat Arnd Drossel massiert.
Geschlafen hat Drossel auch in der Nacht zu Samstag in seiner Kugel - im Freien, während es sein Team in der Turnhalle der Elbrachtschule wärmer hatte.
Einige Höhepunkte stehen ihm noch bevor: Am Mittwoch rollt er zum Auftakt einer Psychologen- und Psychiatertagung in einem Zirkuszelt in Paderborn vor, am Donnerstag wird er in Kloster Dalheim vom koreanischen Fernsehen gefilmt. Und dann kommt sein persönlicher Höhepunkt - die Ankunft in Warburg.
www.drossel-design.de

Artikel vom 23.04.2007