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»Diesmal darf gesungen werden«

»Schatulle« präsentiert »Ritter Rühr- und Spectakelstück nach Wilhelm Busch«

Von Michael Nichau
Rahden/Altkreis Lübbecke (WB). »30 Jahre Volkshochschule Altkreis Lübbecke und 25 Jahre Laientheater Schatulle gilt es in diesem Jahr zu feiern«, erklärte Detthard Wittler. »Außerdem steht der 175. Geburtstag von Wilhelm Busch an. Daran kommen wir als Theater nicht vorbei«, meinte er.

»Liebestreu und Grausamkeit« heißt die musikalische Persiflage nach einer eher unbekannten Vorlage des bekannten Dichters, die das Laientheater ab Donnerstag, 31. Mai, auf die Bühne bringt. »Wenn wir etwas von Wilhelm Busch spielen, dann soll das nicht die übliche ÝFromme HeleneÜ oder ÝMax und MoritzÜ sein«, erläuterte Wittler die Entscheidung für das geplante »große Ritter-Geister-Schau-Rühr- und Spectakelstück«. So hatte sich das Team der »Schatulle« auf die Suche nach einem seltenen Stück von Busch gemacht. »Wir stießen auf drei Theater-Libretti (Textvorlagen), die Busch während seiner Münchner Zeit verfasst hatte. Es handelte sich um ein Singspiel, eine Operette und eine Oper«, erklärte Wittler. Offensichtlich hatte Busch damals in der Münchner Künstlerkolonie Landpartien unternommen und lernte in Kiefersfelden vergnügliche Ritterspiele kennen, die von der bäuerlichen Bevölkerung sehr geschätzt wurden.
Busch und seine Künstler-Kollegen hätten sich allerdings über die Aufführungen lustig gemacht. Der bekannte Dichter verfasste anschließend selbst ein Werk, das als Persiflage auf das Bauerntheater zu betrachten ist. »Es handelte von Liebe und Grausamkeit, besteht aus zum Teil zusammenhanglosem Text. Dazu hatte ein weiteres Mitglied der Künstlergruppe eine Musik verfasst, die aber im Laufe der Zeit verschollen ist«, erläuterte Wittler. »Die Texte wurden nie wirklich veröffentlicht oder gespielt.«
Nie? 1981 grub das Stadttheater Regensburg das Stück wieder aus. »Ein Herr Hiller hat die Musik dazu als Nummernrevue geschrieben. 1995 ist das Werk in München aufgeführt worden«, fasst VHS-Mann Wittler zusammen.
So besitzen die Schauspieler der »Schatulle« nun doch eine brauchbare Vorlage. »Da wir aber keine Opernsänger sind, müssen wir etwas anderes machen: Es wurde Musik herausgesucht, die auf die Satzmelodie der Busch-Verse passt. Ich habe das Stück verlängert und Texte dazugeschrieben. Herausgekommen ist eine Ýmusikalische Persiflage nach Wilhelm BuschÜ mit Musiktiteln, die die ganze Bandbreite von Oper über Volkslied bis Pop-Musik wiedergeben.«
Mit Ulrich Werner, Keyboarder der Gruppe »Clan«, gelang es den Laienschauspielern, einen Musiker zu finden, der die Titel für ein Halb-Playback bearbeitete, das in der Aufführung eingesetzt wird. »Wir haben die Musik jetzt auf CD und können danach proben. 25 Musikeinspielungen wird es in dem Stück geben, von der ÝTorero-Musik aus CarmenÜ über ÝAmazing GraceÜ bis hin zum ÝEntentanzÜ«, verspricht Wittler.
Immer aber müsse man das Stück als Spaß verstehen, der die besondere Form der Oper »aufs Korn« nimmt. So sprüht auch die Version der »Schatulle« vor Situationskomik, etwa wenn »Oh Messalina« zur Melodie von »Oh Motorbiene« gesungen wird. Allzu viel soll allerdings noch nicht verraten werden. Der Inhalt des Stückes ist einfach: Ritter Dietrich liebt Prinzessin Messalina, ohne allerdings Gegenliebe zu erfahren. Die Angebetete stellt ihn mit schweren Aufgaben, wie etwa Ungeheuer totzuschlagen, auf die Probe. Wie gut, dass ein Wunderdoktor des Weges kommt. Nach bestem »Sommernachtstraum-Rezept« wird ein Liebestrank gebraut... Die Wirrungen nehmen ihren Lauf.
Es wirken mit: Ritter Dietrich: Michael Hiller; Theobald, sein Knappe: Sebastian Spreen; Messalina, eine Prinzessin: Karin Büttemeier; Kunigunde, eine Hofmeisterin: Edith Stöver; Doktor Wundermann, ein Zauberer: Wolfgang Hanke; ein unbekannter Ritter: Hans Jürgen Buck sowie der Chor (auch Ungeheuer, Geister und Pinguine): Stefanie Bösch, Elke Klicker, Lena Riechmann, Andrea Schiermeier, Janka Schulz, Friedlind Thane, Michaela Uetrecht und Detthard Wittler.
Musikauswahl, Texte und Bühnenbild stammen von Detthard Wittler, die Musikarrangements von Ulrich Werner. Choreografie und Kostüme: Edith Stöver, Bühnenmalerei: Ingrid Stenzel und Lichttechnik: Sebastian Spreen.
Aufführungstermine sind 31. Mai, 1., 2., 4., 5. und 6. Juni, jeweils um 20 Uhr im Theater im Pavillon in Wehe. Der Karten-Vorverkauf beginnt am Montag, 23. April, bei dem Mitspielenden und bei der VHS Altkreis Lübbecke, Tel. 0 57 72/97 7 10.

Artikel vom 21.04.2007