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Tanne kracht auf Radlerin

Arbeiter fällen Nadelbaum unkontrolliert - keine Absperrung

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). Ihr Schutzengel muss auf dem Gepäckträger gesessen haben, als die 65-jährige Gütersloherin gestern auf ihrem Drahtesel langsam durch den Münstermannsweg radelte. Plötzlich krachte eine Tanne aus einem Vorgarten auf sie. Die Frau wurde dabei schwer verletzt.

Was war passiert? Vier Männer waren schon den ganzen Morgen damit beschäftigt, fünf mittelgroße Tannen in einem Garten am Münstermannsweg in Gütersloh zu fällen. Als sie gegen 10.39 Uhr einen etwa vier Meter hohen Nadelbaum mit der Kettensäge abtrennten, fiel dieser unkontrolliert auf die Straße und erfasste dabei die Radlerin. Das Opfer konnte von dem Geäst sofort befreit werden, blieb aber zu nächst verletzt liegen, war aber ansprechbar. Rettungskräfte und eine Notärztin waren nur Minuten später zur Stelle. Die Gütersloherin wurde mit einer Platzwunde am Kopf und einer Gehirnerschütterung in das St. Elisabeth-Hospital gebracht.
»Wir haben noch auf die Straße geschaut, um uns zu versichern, dass niemand kommt. Aber dann war es schon zu spät. Die Frau war einfach da«, schilderten die Arbeiter aufgeregt die Unfallsituation. Warum man den Arbeitsplatz rund um den Vorgarten nicht abgesichert hat, konnte keiner der »Baumfäller« genau sagen. Es sei die Verknüpfung unglücklicher Umstände gewesen. Bei den Arbeitern soll es sich nach Auskunft der Polizei nicht um Fachkräfte, sondern um Freunde der Gartenbesitzer gehandelt haben.
Kurze Zeit später erschien der erboste Ehemann des Unfallopfers und wetterte: »Hier handelt es sich eindeutig um eine grobe Fahrlässigkeit.« Eine Strafanzeige wurde bislang jedoch nicht erstattet. Rechtsanwalt Michael Kohlmeyer (44), Verkehrsexperte aus Gütersloh, sagte dem WESTFALEN-BLATT auf Anfrage: »Das war auf jeden Fall eine fahrlässige Körperverletzung. Die Sorgfaltspflicht wurde außer Acht gelassen.«

Artikel vom 20.04.2007