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Potenziale alter Menschen nutzen

Minister Armin Laschet diskutiert bei Battenfeld über demographischen Wandel

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Seit Jahren werden immer weniger Kinder geboren. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Senioren dramatisch zu. In der Entschärfung sich daraus ergebender gesellschaftlicher Konflikte sieht Familienminister Armin Laschet eine seiner Hauptaufgaben. Gestern war der Landespolitiker auf Einladung des Kreis-Wirtschaftsrates der CDU bei der Firma Battenfeld zu Gast.

Im Düsseldorfer Landtag gibt Armin Laschet nicht nur die Leitlinien der Familienpolitik vor. Als so genannter »Querschnittsminister« im Kabinett Rüttgers ist er darüber hinaus für Generationen, Frauen und Integration zuständig. Dieser Ministeriumszuschnitt sei in Deutschland einmalig, wie Laschet betonte. »Damit werden wir dem sich abzeichnenden demographischen Wandel gerecht.«
Um Auswirkungen der auf den Kopf gestellten Alterspyramide auf unternehmerisches Handeln drehte sich die lebhafte Diskussion mit dem Gast aus der Landeshauptstadt, zu der der Kreis-Wirtschaftsrat der CDU eingeladen hatte. »Fürchten Sie keine Revolution der Jungen angesichts immer größer werdender finanzieller Belastungen für Berufstätige?« Mit dieser bewusst provokant formulierten Frage an Armin Laschet eröffnete Wirtschaftsrats-Vorsitzender Klaus-Joachim Riechmann den Gedankenaustausch.
Der Minister konterte redegewandt. Zwar gebe es bereits jetzt in Nordrhein-Westfalen mehr Über-Sechzigjährige als Unter-Zwanzigjährige. Nicht alle älteren Menschen würden jedoch automatisch zu einer gesellschaftlichen Belastung. Laschet: »Die Alten bleiben immer länger fit.« Daraus ergäben sich Chancen, die gesellschaftlich zu nutzen seien. Älteren Menschen müsse speziell auf dem Arbeitsmarkt vermehrt wieder eine Perspektive geboten werden.
Auch auf Missstände in der Bildungspolitik ging der Minister ein. Vor dem Hintergrund des Geburtenrückgangs könne es nicht sein, dass in Nordrhein-Westfalen 40 Prozent aller jungen Menschen mit Migrantenhintergrund ihre Schullaufbahn ohne Hauptschulabschluss beendeten. »Das können wir uns einfach nicht leisten.« Neu aufgelegte Sprachförderungsprogramme für Kindergartenkinder sollten deshalb dazu beitragen, die Startchancen bereits zur Einschulung deutlich zu verbessern.«
Außer der besseren Qualifizierung des Nachwuchses sei auch die Schaffung von Betreuungsplätzen für Unter-Dreijährige eine wichtige Aufgabe der Landesregierung, erläuterte der Minister. Nur so sei es möglich das Potenzial der bestqualifiziertesten Frauengeneration aller Zeiten in vollem Maß zu nutzen. Laschet: »Die Betreuungssituation für Kleinkinder ist in keinem europäischen Land so schlecht wie in Deutschland.«
Auch Fragen und Bemerkungen der Zuhörer waren während des Ministerbesuchs zugelassen. Dr. Stefan Pühl von der Geschäftsleitung der Firma Battenfeld gab Armin Laschet mit auf den Weg, dafür zu sorgen, dass sich mehr Jugendliche für Ausbildungsberufe in Industrie und Handwerk entscheiden. Insgesamt gebe es zwar nicht genug Lehrstellen für alle Bewerber. In einigen Sparten herrsche aber Fachkräftemangel.
Zu einem Rundgang durch Fertigung und Produktion hatte Armin Laschet keine Zeit. Nach dem Besuch bei Battenfeld machte er sich auf den Weg ins Seniorenzentrum Bethel. Dort ließ sich der Minister über das innovative Konzept der Alteneinrichtung - insbesondere die Integration einer neu eröffneten Kindertagesstätte - informieren. Dann ging es weiter zum Mühlenkreisforum mit Landratskandidat Hartmut Heinen in Espelkamp.

Artikel vom 20.04.2007