20.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Perserkatze aus Kanal gerettet

Unbekannte werfen Tier in Plastiktüte von der Brücke: Wer erkennt diese Katze?

Von Julia Kleinschmidt
Lübbecke (WB). Ganz ruhig lässt sich die große Perserkatze von Sina Rieckhoff aus ihrer Box holen. Für »Princess« - so haben die Mitarbeiter im Lübbecker Tierheim die Katze genannt - grenzt es fast an ein Wunder, dass sie noch lebt. Denn am Freitag, den 13., wurde ihr ganz übel mitgespielt. Unbekannte hatten die Perserkatze in einer Plastiktüte von einer Brücke in den Mittellandkanal geworfen. Nur, weil zwei Angler dies mitbekamen, konnte »Princess« gerettet werden.

Es war am späten Abend des 13. April, etwa gegen 22 Uhr. Frank und Horst Seehagen saßen unterhalb der Kanalbrücke am Heuweg am Ufer und angelten, als aus nördlicher Richtung ein Auto die Brücke überquerte und dann hielt. Frank Seehagen erinnert sich, dass die Tür aufging und zwei Personen ausstiegen. Dann sei etwas laut aufs Wasser geklatscht. »Wir haben es hier schon öfter erlebt, dass Leute einfach ihren Müll in den Kanal schmeißen, deshalb habe ich laut gerufen: Halt, stehenbleiben!«, erzählt der 40-Jährige. Doch mit quietschenden Reifen seien die beiden Personen im Wagen dann abgehauen.
Trotz der Dunkelheit habe er im Wasser eine Plastiktüte erkennen können und daraufhin mit der großen Taschenlampe seines Vaters das Wasser abgeleuchtet, »wir haben auch etwas rascheln gehört. Plötzlich leuchten mich zwei Augen an.« Der laute Aufprall lasse den Verdacht zu, dass die Tüte zuvor mit einem Stein beschwert worden sein, meint Frank Seehagen. Da das Tier immer im Kreis schwamm, lotste der Angler es mit dem Schein der Lampe ans Espelkamper Ufer und rannte schnell über die Brücke.
Die Katze hatte sich dort an der Seite festgekrallt. Weil er das Tier alleine so nicht aus dem Wasser bekommen habe, informierte er per Handy seine Frau, die wiederum die Polizeileitstelle Minden informierte. Nach längerer Diskussion seien zwei Lübbecker Beamte am Kanal eingetroffen, die das Tier aus dem Wasser zogen und ins Tierheim brachten.
Dort nahm Mitarbeiterin Karolin Spilker, die in dieser Nacht Notdienst hatte, das Tier in Empfang. »Die Katze war nicht nur klatschnass, sondern ganz starr, fast wie ausgestopft, so muss sie unter Schock gestanden haben«, berichtet Karolin Spilkers Kollegin Sina Rieckhoff. Das Tier wurde trockengerubbelt und kam über Nacht unter eine Rotlichtlampe. »Als wir sie am nächsten Morgen gebürstet haben, merkten wir, in welch gutem Pflegezustand sie ist. Sie hatte keine Knoten im Fell, muss also immer gut gebürstet worden sein«, so Rieckhoff. Das lasse die Vermutung zu, dass nicht der Besitzer selbst die Katze loswerden wollte, sondern dass das Tier vielleicht gestohlen wurde. Vor einigen Jahren habe es am Kanal andere Fälle von Tierquälerei gegeben, ausschließen könne man das also nicht, meint Rieckhoff.
Bei »Princess« handele es sich um eine reinrassige Perserkatze, das dichte Fell ist dreifarbig, weiß, rot - und blau, »das ist schon etwas Besonderes«, erklärt Sina Rieckhoff. »Wären die Angler nicht gewesen, hätte sie sicher nicht überlebt.« Selbst dann nicht, wenn sie das Ufer erreicht hätte, sondern sie wäre wahrscheinlich an einer Lungenentzündung gestorben. Zurzeit wird »Princess« mit 13 anderen Tieren in der Quarantänestation gepflegt.
Eine Suchanfrage sei bislang noch nicht eingegangen, sagt Riekhoff. Aber vielleicht erkenne jemand das Tier auf dem Foto und könne Hinweise geben. Beim Tierschutzverein überlegt man zudem, ob man Anzeige gegen Unbekannt soll: »Aber es ist natürlich schwierig, die Leute zu erwischen.«
Wie ein Polizeisprecher auf Anfrage erklärte, verlaufe eine solche Anzeige nicht im Sande. Das Strafmaß - sollte man die Verantwortlichen erwischen - richte sich nach Alter und möglicher Vorbelastung der Täter sowie nach der Schwere Tat.

Artikel vom 20.04.2007