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Menschen in
unserer Stadt
Bahadir Gür
Rentner

»Deutschland, das ist meine zweite Heimat und das, ohne Wenn und Aber.« 41 Jahre lebt Bahadir Gür bereits schon in Deutschland.
Geboren und aufgewachsen ist er in Esence, einem Dorf an der Südküste des Marmarameeres in der Türkei. Nach Deutschland »verschlug« es ihn als junger Mann mit 22 Jahren. »Damals suchten viele deutsche Firmen Arbeitskräfte und inserierten daher in den türkischen Zeitungen«, berichtet der Lübbecker. »Also ging ich als Facharbeiter nach Göttingen.«
»Ich las jeden Tag Zeitung und kaufte Unmengen an Büchern. So habe ich die Sprache gelernt.« Heute zeugen noch viele aufbewahrte Zeitungen und Magazine aus den 60ern und 70ern von dieser Lernphase.
Nach 15 Monaten heiratete er seine Verlobte und holte sie zu sich nach Deutschland. Mit ihr und seinen beiden Kindern Gülay (38) und Bilgehan (37) lebte er 17 Jahre in Göttingen.
Nach Lübbecke zog es ihn und seine Familie im Jahr 1983. Freunde und Bekannte waren schnell gefunden, und es stoßen immer wieder neue hinzu. Vielen Lübbeckern ist sein Gesicht vor allem aus der Weihnachtszeit wohl bekannt - vom Glühweinstand. Wie er zu seinem eigenen Stand kam? »Das war eher Zufall. Meine Frau eröffnete einen Lebensmittelladen in Lübbecke. Der Glühweinstand kam dann eben auch hinzu.« Und der erfreut sich bereits seit 20 Jahren großer Beliebtheit.
Wenn nicht gerade die winterliche Jahreszeit herrscht und er Glühwein ausschenkt, verbringt der 63-Jährige seine Freizeit mit Kunst. Bahadir Gür erschafft eigene Holzskulpturen. »Es gibt kein Punkt, kein Komma. . . und das ist das schöne an der Kunst«, versucht er sein Gefallen an der Kunst in Worte zu fassen. Diese Leidenschaft führte ihn auch in den Vorstand des Kunstvereins und in den Kulturausschuss der Stadt Lübbecke.
Obwohl er nun bereits 41 Jahre in Deutschland lebt - die Türkei vergisst er sicherlich niemals. Gemeinsam mit seiner Frau fliegt er jedes Jahr zwei- oder dreimal in die Heimat. »Immer wieder dorthin zu reisen, ist einfach ein Herzenswunsch von mir«, erklärt er. »Aber nach zwei, drei Wochen habe ich dann wieder Sehnsucht nach Deutschland. Schließlich leben wir hier.« Laura Janke

Artikel vom 20.04.2007