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Die lange zugeschüttete Treppe wurde wieder freigelegt, nur ein Geländer fehlt noch.

Heilige in Not:
Alte Figuren
brauchen Hilfe

Restauration kostet 8000 Euro

Von Anna Herbst (Text und Fotos)
Fürstenberg (WV). Wer in die Fürstenberger Friedhofskapelle kommt, blickt als erstes auf den Altar, der von zwei fast lebensgroßen Figuren und einem Kruzifix geschmückt wird. Ihre Anwesenheit ist für die meisten Besucher des kleinen Gotteshauses ganz selbstverständlich, denn schließlich befinden sich die drei religiösen Gegenstände schon länger in der Kapelle als die meisten Fürstenberger denken können.

Doch in den vergangenen Jahren haben Johannes, Maria und der gekreuzigte Jesus gelitten. Der Holzwurm hat die drei alten Figuren befallen, auch die Farben werden langsam blass. Das konnten zwei engagierte Fürstenberger nicht länger mit ansehen und haben sich seit Monaten um eine Restauration der Kunstgegenstände bemüht. Helmut Münster und Gerhard Finke ließen eigens eine Sachkundige vom Landschaftsverband in die Friedhofskapelle kommen, die den drei Heiligen samt Altar eine Grundüberholung verordnete.
Um dem gerecht zu werden, werden Kreuz, Altar und Heiligenfiguren nun nach Lippstadt gebracht, wo zunächst die Schädlinge durch eine thermische Behandlung abgetötet werden. Dabei wird der Kern des Materials auf 52 Grad Celsius erhitzt, so dass weder die Eier oder die Larven noch die Käfer eine Überlebenschance haben. Weiter sollen die Oberflächen von Staub und Schmutz befreit und die ursprünglichen Farben wieder zum Vorschein gebracht werden. Denn die Figuren sind im Laufe der Zeit mehrmals übergestrichen worden.
Abschließend wird das Holz mit einem Schutzüberzug haltbarer gemacht. Vier bis fünf Wochen soll die Instandsetzung dauern.
Doch der Aufwand lohnt sich, denn schließlich hat vor allem das Kruzifix eine lange Tradition in Fürstenberg. So stammt das Abbild von Jesus am Kreuz noch aus der alten Kirche in Vesperthe, die bereits 1217 von Bischof Bernhard von Paderborn eingeweiht wurde. Nachdem der Ort Vesperthe ab 1391 nicht mehr bewohnt war, verwahrloste die Kirche zunächst. Doch nach der Gründung der Freiheit Fürstenberg 1449 wurde die alte Kirche in Vesperthe wieder benutzt und blieb sogar bis zur Fertigstellung der heutigen Pfarrkirche 1755 die Hauptkirche der Fürstenberger. 1780 wurde das Gotteshaus auf dem Friedhof dann aber abgebrochen. Zur Erinnerung an die alte Pfarrkirche blieb nur das Kruzifix, das die Kirche als Altarbild geschmückt hatte. Auf dem Friedhof war es zunächst jeder Witterung ausgesetzt, so dass 1847 der hintere Teil der heutigen Friedhofskapelle gebaut wurde, um das Kruzifix besser zu erhalten.
Über die Herkunft der beiden Heiligenfiguren ist weniger bekannt. Fest steht lediglich, dass die dargestellten Maria und Johannes 150 bis 200 Jahre alt sind. Wobei Johannes etwas älter als Maria geschätzt wird.
8000 Euro kostet die Restauration. 2000 Euro kommen von der Stadt Bad Wünnenberg, der Rest muss aus Spenden finanziert werden. »Wir haben bereits auf einigen Festen im Ort Geld gesammelt, aber noch reicht die Summe nicht aus«, sagt Helmut Münster. Wer die Instandsetzung der alten Figuren unterstützen möchte, kann sich an den Fürstenberger Förderkreis wenden.
Doch nicht nur die wertvollen Gegenstände aus der Kapelle werden erneuert. Auch die Kapelle selbst hat durch die Fürstenberger Vereine 2004 zunächst einen Außenanstrich und im vergangenem Jahr einen Anstrich der Innenwände erhalten. Und noch eine weitere Veränderung auf dem Friedhof sticht ins Auge. Seit einigen Monaten ist die alte Friedhofstreppe wieder zu sehen. Sie war vor mehr als 30 Jahren zugeschüttet worden und in den darauf folgenden Jahren völlig zugewachsen. »Auf Wunsch vieler, vor allem älterer Fürstenberger haben wir die Treppe wieder freigelegt«, erklärt Helmut Münster. Nun führt der Weg zur Friedhofskapelle wieder in einer geraden Linie den Berg hinauf und macht keinen Schlenker mehr. Noch darf die Treppe aber nicht betreten werden, denn es fehlt ein Geländer. Aber auch das ist schon in Planung und soll aus einer vom Grafen von Westphalen gestifteten Eiche nach dem Vorbild des ursprünglichen Geländers angefertigt werden.

Artikel vom 20.04.2007