19.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Alle Argumente genau abwägen«

Das sagen die Fraktionen zur geplanten Erweiterung der Biogasanlage

Von Dunja Henkenjohann
Werther (WB). Die Sorgen der Anwohner angesichts der geplanten Erweiterung der Biogasanlage in Rotenhagen haben auch viele Politiker in ihrer anfänglichen Euphorie gebremst. Im Vorfeld der Sitzung des Planungsausschusses am kommenden Mittwoch hat sich das WESTFALEN-BLATT unter den Ratsmitgliedern umgehört.

Am 25. April soll im Sitzungssaal der vorhabenbezogene Bebauungsplan für das Gebiet der Biogasanlage auf den Weg gebracht werden. Aus Sicht der SPD-Fraktionsvorsitzenden Annemarie Benndorf, die auch Vorsitzende des Planungsausschusses ist, ist die Aufstellung des B-Plans ein wichtiger Vorgang: »So werden Immissionen wie Lärm oder Gestand genau untersucht, und wir können uns an den Ergebnissen orientieren«, sagt sie und betont, dass man auch die Bedenken der Anwohner in Bezug auf die Bodenbelastungen ernst nehmen müsse.
Der SPD-Fraktion liege am Herzen, dass alle möglichen negativen Auswirkungen überprüft und ausgeräumt werden, betont Annemarie Benndorf. Dabei wollten die Sozialdemokraten die Betreiber der Biogasanlage unterstützen. »Grundsätzlich stehen wir dem Projekt positiv gegenüber, vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels.«
Aus Sicht der CDU-Fraktion gibt es vor einer Entscheidung noch viele Fragen zu klären. »So ist zum Beispiel völlig unklar, wie sich das Gärsubstrat auf Boden und Grundwasser auswirkt«, betont Fraktionsvorsitzender Ulrich Buchalla. In unmittelbarer Nähe der Biogasanlage fließe die Warmenau, in deren Renaturierung die Stadt viel Geld investieren wolle, gibt Buchalla zu bedenken und fragt, wie es mit Kontrollen aussehe. »Wir werden sehr differenziert an das Thema herangehen«, erklärt Buchalla und betont, dass die anfängliche Euphorie für das Projekt vor dem Hintergrund dieser Fragezeichen durchaus geschrumpft ist. »So lange es keine klaren Antworten gibt, werden wir nicht zustimmen können«, sagt Ulrich Buchalla, dass sich seine Fraktion einem detaillierten Abwägungsprozess stellen will.
Viele Informationen stehen auch aus Sicht der Grünen noch aus. Die Auswirkungen auf die Warmenau und auf das Grundwasser sind Fragen, die die Fraktion um Sprecher Thomas Heidemann beantwortet wissen will. »Die Themen Lärm und Geruch hingegen sehen wir als beherrschbar an«, sagt Heidemann. Seiner Fraktion gehe es vielmehr um die Auswirkungen auf alle Bürger. So stelle sich für die Grünen die Frage, ob die Betreiber der Anlage überhaupt exakt überblicken könnten, welche Magen- und Darminhalte in die Anlage kämen. Schließlich kämen Schlachttiere beispielsweise bei der Firma Tönnies in Rheda aus ganz Europa zusammen. Die Grünen würden es begrüßen, wenn der Planungsausschuss am Mittwoch noch keinen Beschluss fassen würde. »Wir wollen uns erst genau informieren, um fair abwägen zu können«, so ihr Sprecher.
Skeptisch steht UWG-Fraktionsvorsitzender Uwe Gehring dem Thema gegenüber. Er ist der Ansicht, dass die Böden das Gärsubstrat irgendwann gar nicht mehr aufnehmen können und die überflüssigen Stoffe in die Bäche gespült werden. »Bei einer Erweiterung hätten zwei Landwirte ihren Nutzen, die anderen Bürger werden belastet«, sagt der Unabhängige. Aus seiner Sicht handelt es sich bei einer so großen Anlage nicht mehr um Landwirtschaft, sondern um Industrie. »Auf der anderen Seite wollen hier zwei Wertheraner auch sehr viel Geld investieren«, ist sich Gehring der Pro-Argumente durchaus bewusst.

Artikel vom 19.04.2007