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Sproß sucht
das Weite

HB-Oberliga: HCE in der Krise

Bad Oeynhausen (gag). So wird das bestimmt nichts mehr: Handball-Oberligist HCE Bad Oeynhausen zeigte sich bei der 27:34-Heimpleite gegen Menden-Lendringsen in einem chaotischen Zustand. In dieser Verfassung kann der Abstieg nicht verhindert werden.

Das weiß auch der sportliche Leiter Wolfgang Vette, der sich absolut enttäuscht und ratlos zeigte. Woran genau die schwache Leistung festzumachen war, lässt sich auch für Vette nur schwer diagnostizieren. »Es liegt an vielen Dingen«, mutmaßt der sportliche Leiter.
Nach dem Schlusspfiff ergriff Aushilfs-Coach Joachim Sproß blitzartig die Flucht, für eine Stellungnahme war der »Feuerwehrmann« nicht mehr zu haben. »Bei ihm war die Enttäuschung sicher am Größten«, so Vette. Sproß wollte seinem Ex-Verein im Abstiegskampf mit Rat und Tat zur Seite stehen, leitete vor dem Menden-Spiel zwei Trainingseinheiten. Doch der zukünftige Trainer von Noch-Zweitligist TuS Spenge konnte in der kurzen Zeit nichts bewirken, der HCE steuert im freien Fall der Verbandsliga entgegen. Die Folge: »Ich glaube nicht, dass Joachim noch einmal einspringt«, so Vette.
Warum auch? Die HCE-Sieben ließ am Sonntag die im Abstiegskampf nötige Leidenschaft vermissen. Mit dieser Einstellung hat man in der Oberliga nichts verloren. Einziger Lichtblick eines verkorksten HCE-Wochenendes: der Vorletzte TuS Volmetal verlor das Spiel beim TSV Hahlen und blieb einen Punkt hinter Eidinghausen.
Ein viel zu kleines HCE-Polster, der Abstiegskampf wird zum Nervenkrimi. Für Vette sind die Woche für Woche abgelieferten Leistungen keine Überraschung mehr. »Das fängt beim Training an, das nicht optimal läuft. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison«, mangelt es offenbar an der nötigen Einstellung. »Wenn ich im Training Lustwürfe produziere, mache ich das im Spiel auch. Wenn man sich nicht richtig vorbereitet, passieren solche Fehler«, übt er heftige Kritik an den Akteuren.
Zudem habe gegen Menden-Lendringsen, für das es in dieser Saison um nichts mehr geht, die Abwehrarbeit zu wünschen übrig gelassen. »Wenn ich in der Abwehr teilnahmslos rum stehe, habe ich ein Problem.« Vette sieht auch Defizite im körperlichen Bereich: »Vielleicht haben wir ein Konditionsproblem.« Keine guten Aussichten. Ausgerechnet jetzt steht das Derby vor der Tür. Am Freitag reist man zum wieder erstarkten VfL Mennighüffen. Der Gegner, der sich gerade im Spiel bei Tabellenführer HSG Handball Lemgo II blendend aus der Affäre gezogen hat, geht nun als haushoher Favorit ins Spiel.
Der HCE übt sich unterdessen in Durchhalteparolen. Die Trainer-Situation ist alles andere als berauschend. Der nach dem Rücktritt von Andreas Bock als Spielertrainer fungierende Daniel Meßling hat von dieser Aufgabe Abstand genommen. Auch Manager Andreas Kohl, der sich gegen Menden an der Wade verletzt hat, konnte die gestrige Trainingseinheit nicht leiten. Vette musste wohl oder übel selbst einspringen. Eine optimale Lösung sieht anders aus. »Für die letzten drei Spiele werden wir keinen neuen Trainer mehr präsentieren«, sagt Vette. Das bedeutet: »Was das Traineramt angeht, müssen wir von Woche zu Woche neu entscheiden.«

Artikel vom 18.04.2007