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Blister-Spezialist unter Preisdruck

MediSeal auf gutem Weg - Körber AG investiert in Standort Schloß Holte-Stukenbrock

Von Bernd Steinbacher
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die schwierigen Zeiten sind vorbei. Davon ist Stephan Plewa, Geschäftsführer der MediSeal GmbH in Schloß Holte-Stukenbrock, überzeugt. Die Auftragslage ist gut, sogar Sonderschichten sind nötig. In den Standort wird investiert.

MediSeal fertigt Verpackungsmaschinen für die pharmazeutische Industrie. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Fertigung von Blister-, integrierten Kartonier- und Flachbeutelmaschinen. Blister sind Verpackungen für Tabletten, so genannte Durchdrückpackungen. Neben Tabletten können die Maschinen auch Pulver und pastöse Substanzen, zum Beispiel Cremes, verpacken. Beschäftigt sind in Schloß Holte-Stukenbrock rund 210 Mitarbeiter, davon 20 Auszubildende.
Etwa 85 Prozent der gefertigten Maschinen und Anlagen gehen in den Export, der Rest wird in Deutschland an Pharma-Unternehmen verkauft. Ein generelles Wachstum des Pharma-Marktes gebe es derzeit nicht, aus einzelnen Bereichen würden aber verstärkt Verpackungsmaschinen nachgefragt, sagte Stephan Plewa. Dabei gehe es hauptsächlich um Biotechnologie oder Onkologie. An die Verpackungsmaschinenhersteller würden wegen der speziellen Darreichungsformen besondere Anforderungen gestellt. »Unsere neue Maschine CP 500 kann größere Verpackungen, in die zum Beispiel vorgefüllte Spritzen passen, verarbeiten. Die Maschine hat sich am Markt sehr gut durchgesetzt.«
Trotz des Rückgangs des Gesamtmarktes für Blister-Verpackungsmaschinen konnte die MediSeal GmbH, die zur Körber AG gehört, ihren Umsatz steigern. Dazu tragen auch zwei Sonderprojekte bei, die aus Konkurrenzgründen der Geheimhaltung unterliegen. Dank der guten Auftragseingänge ab September 2006, die in diesem Jahr abgearbeitet werden, geht der Geschäftsführer davon aus, dass der Umsatz deutlich zulegt. Waren es 2006 etwa 29 Millionen Euro, sollen es in diesem Jahr um die 40 Millionen werden. Nach drei schwierigen Jahren mit Verlust, 2006 gab es allerdings nur ein kleines Defizit, sollen in diesem Jahr schwarze Zahlen geschrieben werden. »Der Preisdruck ist hoch. Nicht umsonst wird von der Aldisierung des Gesundheitswesens gesprochen«, so Plewa.
Ein Baustein des derzeitigen Unternehmenserfolges ist auch die verbesserte Vertriebsstruktur, die seit der Übernahme durch die Körber AG geändert wurde. Einen eigenen Vertrieb gibt es in Großbritannien und Irland, Frankreich und den USA. In anderen Ländern arbeitet MediSeal mit Vertretungen zusammen. »Wir sind wesentlich direkter am Markt und kundenorientierter geworden«, erklärt Plewa. So gab es im März in den USA eine Hausmesse von Körber Medipak, zu der MediSeal, Rondo und Dividella in der Schweiz gehören. Im Juni findet im schweizerischen Grabs bei Dividella ein Forum für Pharma-Verpackungstechnologie statt: »Wir investieren verstärkt in Marktpräsenz.«
Investiert wird auch in neue Technologie. Knapp eine Million Euro sind in diesem Jahr für die Entwicklung vorgesehen. So wurde zum 1. März wieder eine eigene Entwicklungsabteilung gegründet, vier Maschinenbauer kümmern sich um die mechanische Entwicklung, drei weitere Spezialisten sind für die Software zuständig.
Um sich am Markt zu behaupten, müssen Qualität, Service und auch die Lieferzeiten stimmen. Diese sind deutlich reduziert worden: So waren bei Formatsätzen - spezielle Austauschstücke, wenn unterschiedliche Tabletten oder Pasten in andere Packungsgrößen verpackt werden sollen - bis zu zwölf Wochen üblich. Heutzutage sind sechs bis acht, manchmal auch nur vier Wochen möglich.
Gestiegene Ansprüche stellt das Personal immer wieder vor neue Herausforderungen. Doch beim Personal drückt der Schuh.
Personalleiter Hauke Timm sucht ganz konkret bis zu drei erfahrene Ingenieure für Sondermaschinenbau. »Nachrücker sind nur bedingt gut ausgebildet, deshalb wird der Erfahrungsschatz älterer Mitarbeiter über 55 Jahre immer wichtiger.«
Um qualifizierten Nachwuchs zu haben, bietet MediSeal in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lippe/Höxter für Abiturienten ein kooperatives Studium mit dem Abschluss »Bachelor of Mechatronics« an. Die Ausbildung erfolgt im Unternehmen und an der FH. Die Ansprüche sind hoch, auch wegen des Numerus Clausus an der FH, geeignete Bewerber Mangelware.
Für übernommene Auszubildende gibt es zudem ein neues Trainee-Programm. Durch diese Weiterbildung sollen eigene Servicemonteure herangebildet werden. Sie müssen flexibel in der Produktion und bei den Kunden einsetzbar sein. Englisch ist unabdingbar wegen des hohen Exportanteils. Die Pharma-Verpackungsmaschinen aus Schloß Holte-Stukenbrock gehen in alle Welt, derzeit wird ein Viertel des Exports nach Südamerika durchgeführt.
www.mediseal.de

Artikel vom 18.04.2007