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»Die Entscheidung ist eine politische«

Betreiber wollen Leistung verdoppeln - Planungsausschuss berät am Mittwoch, 25. April

Von Dunja Henkenjohann
Werther-Rotenhagen (WB). Als Uwe Pahmeyer und Stephan Junge-Wentrup im Oktober 2005 bei der Stadtverwaltung die Ausweisung einer Sonderbaufläche zur Erweiterung ihrer Biogasanlage beantragten, haben sie wohl kaum gedacht, dass sie eineinhalb Jahre später nur wenige kleine Schritte weiter sein würden.

Inzwischen sind 38 Behörden an dem Verfahren beteiligt, Anwohner haben sich kritisch zu Wort gemeldet. Deswegen soll im Planungsausschuss am Mittwoch, 25. April, ein vorhabenbezogener Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden.
Seit fünf Jahren betreiben Uwe Pahmeyer und Stephan Junge-Wentrup als Bioenergie Werther GmbH & Co. KG die Biogasanlage an der Rotenhagener Straße. Derzeit hat die Anlage eine elektrische Leistung von 600 Kilowatt, versorgt auf dem Hof Pahmeyer 600 Quadratmeter Wohnfläche sowie die Stallungen mit Strom und Wärme. Überschüssige Energie wird ins Stromnetz eingespeist.
Nach den Plänen der Bioenergie Werther soll die Anlage um 500 auf 1100 Kilowatt erweitert werden. Dazu sind auf dem Hof Pahmeyer drei weitere Behälter (derzeit sind es vier) geplant - ein Fermenter, ein Nachgärer und ein Lager für das ausgegärte Material, das im Frühjahr als Düngerersatz auf die Felder gebracht wird.
Nach der Erweiterung sollen Strom und Wärme, die die Biogasanlage produziert, nicht mehr ausschließlich auf dem Hof Pahmeyer ihre Verwendung finden. Die Planung sieht vor, dass auf dem Hof Junge-Wentrup an der Rotingdorfer Straße ebenfalls ein Blockheizkraftwerk mit einem Motor installiert wird, um so den Hof, die Wohnhäuser in der Umgebung und die Grundschule Langenheide mit der Abwärme zu versorgen. Mehr als eine Million Euro soll investiert werden.
»Die Biogasanlage könnte derzeit 1000 Haushalte mit Strom versorgen, nach der Erweiterung wären es doppelt so viele«, erklärt Uwe Pahmeyer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Seinen Berechnungen zufolge könnte die Anlage pro Jahr 150 000 Liter Heizöl ersetzen und dazu beitragen, dass jährlich 3000 Tonnen Kohlenstoffdioxid eingespart würden. »Vor dem Hintergrund der zunehmenden CO2-Belastung und der Frage nach der Sicherstellung der Energieversorgung sind das wichtige Argumente«, so Pahmeyer.
»Landwirte müssen sich heute Nischen suchen, um überleben zu können«, betont der 39-Jährige. Und so habe er den Ein-Mann-Betrieb seines Vaters, einen typischen Hof mit Ackerbau und Schweinezucht, zu einem Unternehmen mit 30 Mitarbeitern ausgebaut. Drei davon sind für die Biogasanlage im Einsatz, ein Beschäftigter würde nach der Erweiterung hinzukommen.
Für den Rotenhagener sind seine vier Betriebszweige eng miteinander verknüpft: Ackerbau, Schweinezucht, Kartoffelanbau und die Biogasanlage bedingten sich gegenseitig. »Ich habe mich ganz bewusst zu diesen vier Standbeinen entschieden, da alle Bereiche stark schwanken.«
Uwe Pahmeyer ist optimistisch, dass sich die Vorgaben der beteiligten Behörden erfüllen lassen. Aus seiner Sicht ist die Entscheidung darüber, ob die Biogasanlage erweitert werden kann, eine politische. Und ein erster Schritt wird am Mittwoch, 25. April, getan. Die Sitzung des Planungsausschusses der Stadt Werther im Saal des Rathauses beginnt um 18 Uhr.

Artikel vom 18.04.2007