Nachbars schwarzer Kater ist ein kluges Tierchen. Er durchstreift bei seinen Pseudo-Beutezügen gern alle Gärten der Umgebung. Minutenlang verharrt er regungslos vor einem scheinbar undurchsichtigen Gestrüpp, lauernd auf eine Schwäche des beobachteten Objekts. Eine rechte Jagd wird nie daraus, weil Katzengaumen von Dosenfutter verwöhnt sind und sich als vierbeinige Schmecklecker mit roher Maus nicht mehr zufrieden geben. Außerdem ist mindestens ein Auge immer auf den Herrn des Gartens gerichtet, der häufig mit Gartenschlauch unterwegs ist und alles nass spritzt, was sich bewegt. Die draußen zu beobachtende Fluchtneigung ist sofort vergessen, wenn Nachbar den Kater in dessen vier Wänden besuchsweise antrifft. Da kommt er, um sich eine Streicheleinheit abzuholen, schnurrt ganz selbstzufrieden - wohl wissend, dass in Frauchens Wohnzimnmer ein Gartenschlauch nicht erlaubt ist. Klaus-Peter Schillig
Drucken