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Damwild noch immer frei

Besonders vorsichtig fahren auf kurvenreicher L 876

Von Katrin Niehaus
Oberbauerschaft/Bünde (BZ). Seine Geduld wird auf eine harte Probe gestellt: Seit 16 Tagen versucht Bruno Lübkemeier, sein Damwild wieder einzufangen - bisher ohne Erfolg.

Wie die BÜNDER ZEITUNG am 12. April berichtete, sind die 30 Damhirsche und -kühe Anfang April aus einem Gehege am Allendorfer Weg in Oberbauerschaft ausgebrochen. Seither durchstreifen sie das Grenzgebiet zwischen dem Hüllhorster Ortsteil, Dünnerholz und Bieren und stellen eine Gefahr für die Verkehrsteilnehmer dar.
»Meine Tiere haben den Zaun durchbrochen. Sechs sind noch im Gehege, unter anderem der älteste Hirsch, da er mit seinem großen Geweih nicht durch das Loch im Zaun passte«, berichtet der Tierhalter. Seit dem Ausbruch habe er von früh bis spät versucht, das Damwild einzufangen, bislang jedoch ohne Erfolg. In der Nacht zu Dienstag sei das Rudel sogar bis auf den Hof zurückgekommen. Doch der »Trichter«, den er auf Anraten von Experten gebaut habe, sei genau auf der anderen Seite des Geheges gewesen. »Treiben und mit Gewalt einfangen lassen sich die Tiere nicht, dann geraten sie in Panik«, sagt der Mann, der nach wie vor mit viel Geduld am Werk ist.
Dabei bekommt er Unterstützung von Jagdpächter Manfred Struckmeyer. Der Lübbecker hat den Jagdbezirk seit 27 Jahren gepachtet und kennt sich dort bestens aus. Er hat die Tiere mehrfach beobachtet und festgestellt, dass sich das Rudel inzwischen in kleinere Gruppen aufteilt und die Felder durchstreift. »Am Sonntag habe ich gesehen, dass das Damwild nicht nur die L 876 überquert, um unterhalb an einem Bachlauf zu trinken. Die Tiere, die zum Teil mehr als 50 Kilogramm wiegen, haben sich auch längere Zeit auf der Fahrbahn aufgehalten. Das ist für alle Verkehrsteilnehmer sehr gefährlich. Das Damwild ist an Menschen und Fahrzeuge gewöhnt und läuft nicht sofort davon. Dennoch sollte man sich ihm nicht nähern und auch Hunde in dem Bereich unbedingt anleinen, damit keine Panik unter den Tieren ausbricht«, erklärt Manfred Struckmeyer.
Er hat sich gestern mit dem Kreisjagdberater Wolfgang Degner aus Hüllhorst in Verbindung gesetzt und mit ihm nach einer Lösung des Problems gesucht. Beim Einfangen der Tiere sei Geduld gefragt - da sind sich beide einig. Ein Abschuss komme nicht in Frage. Doch um die Gefahr für die Verkehrsteilnehmer möglichst gering zu halten, sollte der Landesbetrieb Straßen NRW ihrer Meinung nach Maßnahmen ergreifen. Wolfgang Degner: »In diesem Bereich sollte die Geschwindigkeit vorübergehend drastisch gesenkt werden.«
Bleibt zu hoffen, dass der »Platzhirsch« im Gehege bald wieder Gesellschaft hat und dass niemand zu Schaden kommt.

Artikel vom 18.04.2007