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Bauerschaft
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Haller legt Ascheloh-Chronik vor

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). In einer heimlichen Wirtschaft an der Kreuzung Grüner Weg/Berghagen/Hengeberg traf sich ein durstiges Haller »Bergvölkchen« erst zu Kriegszeiten. »In Ascheloh hat es vorher nie eine Kneipe gegeben«, stellt Joachim Hollmann fest. Der Haller hat eine Chronik geschrieben: »Ascheloh - Eine Bauerngemeinde im Wandel der Zeit«.
Wunderschön liegen die Höfe am Hengeberg wie am Berghagen. Der Name »Ascheloher Schweiz« - die Gegend Richtung Künsebeck -kommt nicht von ungefähr. Foto: WB

Drei Jahre hat der 75-Jährige an seiner Ascheloh-Geschichte geschrieben, die demnächst erst einmal in etwa 30 Exemplaren veröffentlicht werden soll. »Es gibt so gut wie nichts in Ascheloh - außer schöne Mädchen und schöne Landschaft«, schmunzelt der gebürtige Berliner, der seit sieben Jahren ehrenamtlich im Haller Stadtarchiv arbeitet. Dennoch gibt es einiges zu sagen über den Ort, dessen Name sich möglicherweise von »Eschenwald« ableitet und der quasi seit Menschengedenken geteilt ist in die Gebiete »Luxemburg« (am Berghagen), Kreuzung und »Kloster« (vor der wunderschönen »Ascheloher Schweiz«).
Einige Urhöfe sollen schon 1325 genannt worden sein: der Hof Lefhalm, heute Voßmerbäumer, Johannisvieni sin, heute Hermann Schneiker, Eberhard Mildinch, heute Rosendahl, Godefrid, heute Gödeke und Bruno tor Stenbeke, heute Goedecke. Im Urbar der Grafschaft Ravensberg wurden 1556 jedenfalls 18 Höfe genannt.
Die Akten der Amtsverwaltung, die Chronik der schon 1967 geschlossenen Schule und natürlich die Aufzeichnungen von Heimatforscher Rektor Heinrich Meise hat Joachim Hollmann akribisch durchforstet. Der frühere Buchhalter, der seit 1945 in Halle lebt, hat sich sozusagen die Kölkebeck-Chronik von Werner Schlüpmann zum Vorbild genommen. Hollmann: »Das hat mir schon Respekt abgenötigt, was ÝSchlüp'n WernerÜ alles zusammengetragen hat«.
Joachim Hollmann geht mit der Zeit und schreibt am Computer: über den Gemeinderat, der wie allerorten nach der Preußischen Landgemeindeordnung von 1841 eingerichtet wurde, den Gemeindevorsteher Paul Osterlitz, die kirchliche Zugehörigkeit, die Lehrer. Er hat - auch mit Hilfe einiger Ascheloher, die sich mit den Verhältnissen bestens auskennen - Kurioses, Heiteres und Merkwürdiges zusammengestellt und natürlich Originale: das Haus Ascheloh, den kleinen Bokelmann und die Hütte. Man erfährt, wie es war, als das elektrische Licht nach Ascheloh kam, Kohle- und Kalkabbau, eine kleine Ziegelei, eine Tonkuhle und einiges über den Straßen- und Wegebau.
»Sprenggefahr am Hengeberg!« wurde früher nämlich durch die Zeitung gewarnt. Und das durchaus mit Berechtigung: Denn wenn die Mindener Asphaltwerke im Kalksteinbruch am Freden sprengten, mussten Autofahrer, die aus Richtung Künsebeck kamen, schon sehr die Ohren spitzen, um die Sirene zu hören.
Bei Signal Deckung nehmen, hieß es damals. Kein Wunder, dass halb Ascheloh, das 1972/73 eingemeindet wurde, hoffnungsvoll darauf wartete, dass das Lebensmittelgeschäft von W. Hartmann um eine Gastwirtschaft bereichert werden sollte. Doch »Polizeihauptmann« Zittier schritt ebenso ein wie bei einem ähnlichen Versuch bei Prange. Bußgelder mussten gezahlt werden. Aus unerfindlichen Gründen war das Amt gegen eine Kneipe in der Bauerschaft. Vielleicht weil die nahe gelegene Kreisstadt zeitweilig bis zu 20 Wirtschaften zählte und man auf durstige Gäste aus Ascheloh nicht verzichten konnte?

Artikel vom 18.04.2007