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Gottesdienst in besetzter Kirche

Amtsgerichtsdirektor Hans-Jürgen Donath (64) soll im Streit vermitteln

Möglicher Mediator: Hans-Jürgen Donath.

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). 80 gläubige Christen haben sich gestern abermals in der seit nunmehr drei Wochen besetzten Bielefelder Paul-Gerhardt-Kirche eingefunden, um einen evangelischen Gottesdienst zu feiern, obwohl das von der Westfälischen Landeskirche und vom Kirchenkreis Bielefeld offiziell untersagt ist.
Wasser und Strom sind bereits abgestellt. 80 Protestanten lauschten der Predigt von Pfarrer i. R. Thomas Pöld (88). Außerdem musizierte ein Posaunenchor.
Die gemeinnützige Bürgerinitiative, die den Verkauf der Kirche verhindern will, begrüßt den Vorschlag der FDP-Bundestagsabgeordneten Gudrun Kopp (Lage), dass ein erfahrener Jurist wie der Bielefelder Amtsgerichtsdirektor Hans-Jürgen Donath jetzt im Kirchenstreit vermitteln soll (diese Zeitung berichte am 14. April. »Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber das ist auch nicht nötig«, sagte Hermann E. Geller, Sprecher der Initiative.
Voraussetzung für die »Mediation« sei allerdings nach wie vor die Zurücknahme der Strafanzeigen durch die Kirchenleitung gegen die Besetzer. Das von Superintendentin Regine Burg für heute vorgeschlagene Treffen wurde deshalb von der Initiative abgesagt.
Donath leitet das Bielefelder Amtsgericht seit 1993. Dem gebürtigen Mindener werden ausgleichende Charaktereigenschaften attestiert. Er ist Mitglied der Evangelischen Kirche, verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Erst im Januar hatten ihm Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter anlässlich seines 40-jährigen Dienstjubiläums »Dank und Anerkennung« ausgesprochen. Donaths Arbeitsmaxime könnte auch in der Schlichterrolle von Vorteil sein: »Es sollte mehr gearbeitet und weniger Papier vollgekleckst werden«.
Der Kirchenkreis will heute darüber entscheiden, ob er den 64-Jährigen als Mediator akzeptiert.

Artikel vom 16.04.2007