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Mit einer Musikparodie von Fabian Gerhardt wurde die Veranstaltung umrahmt.

Sinnliches
Erleben des
Materials

Ausstellung in Marktschänke

Von Henrike Kopmann
Rahden (WB). Berühren und berührt werden - im Gegensatz zur klassischen Ausstellung war das Anfassen der Objekte in diesem Fall erwünscht. Im Vorfeld des KUL-TÜR Satire-Abends am Freitag präsentierte der Lübbecker Künstler Hans-Jürgen Buck seine »Fundstücke« in der Marktschänke.

Das Ausgangsmaterial für seine Werke finde er auf Streifzügen durch die Natur, so Buck. Während der Bearbeitung kommuniziere er mit seinen »Fundstücken«. Das Ganze gehe dann sehr schnell »eigene Wege«, erklärt der 52-Jährige. Er wisse nicht, »wie ein Stück am Ende aussehe«. »Er hat nie darüber gesprochen. Den bildenden Künstler Hans-Jürgen Buck haben wir erst spät kennen gelernt«, berichtet der Vorsitzende von KUL-TÜR, Detthard Wittler. Der Kontakt sei über die Zusammenarbeit im Laienspiel-Theater »Schatulle« entstanden. Er habe sich lange nicht getraut, mit seinen Werken an die Öffentlichkeit zu gehen, erzählt Hans-Jürgen Buck. Kunst habe mit Emotion zu tun und der Freiheit, diese Emotion auszudrücken. In seinem Beruf als Möbeltischler habe er nach klaren Vorgaben gearbeitet. Vermutlich habe ihn dies zunächst am freien Umgang mit den Materialien gehindert.
Dass sich Bucks »Fundstücke« nicht zu verstecken brauchen, davon dürfen sich Besucher noch bis zum 14. Mai »hautnah« überzeugen: Originelle Arrangements wie die »tanzenden Schamanen« sind nicht nur mit dem Auge zu genießen. Es werde darum gebeten, die Skulpturen anzufassen. Das Streichen über fein polierte und geölte Oberflächen entpuppt sich als sinnliches Erleben. Nicht nur die sanften Formen und samtige Oberfläche der »Herzumarmung« vermögen Sinn und Seele zu berühren.
Eine besondere Skulptur sei »les enfants«, zu deutsch »die Kinder«. Wie er zu diesem Titel gekommen sei und weshalb er in französischer Sprache gewählt sei, wisse er nicht, so Buck. Vieles komme eben aus dem Bauch heraus. Neben der polierten Kirschbaumwurzel mit ihren lebhaft verspielten Windungen finden sich Werke archaischer Strenge: Der »Wächter«, ein mit Federn versehenes Flussholz auf einem Speckstein-Sockel, erinnert an einen wachsamen Vogel. Hölzerne »Schwingen« künden von Freiheit. Unter dem melancholischen Titel »gefrorene Zeit« präsentiert Buck vor dem Zerfall gerettete Birkenquerschnitte. Neben ausgestellten Engel komplettieren unter anderem drei Wildholz-Stühle die Ausstellung. Bei einer solchen Arbeit gebe es keinen Zollstock. »Welches krumme Stück, passt zum anderen krummen - das ist die Frage“, lacht Hans-Jürgen Buck. (Weiterer Bericht folgt.)

Artikel vom 16.04.2007