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Keine Entlohnung für Dominanz

Handball-Bundesliga: TuS N-Lübbecke nach starker Leistung 31:32 in Gummersbach

Gummersbach/Lübbecke (law). »Wer oben steht, gewinnt!« Drei Euro ins Phrasenschwein? Nein, denn diese »alte Sportlerweisheit« ist in der Handball-Bundesliga in dieser Saison Gesetz. Bis zu diesem 27. Spieltag hat keiner der ersten sechs Vereine der Tabelle auch nur einen einzigen Punkt gegen Mannschaften ab Platz zehn abgegeben. Beinahe hätte der TuS N-Lübbecke am Donnerstagabend beim VfL Gummersbach dieses Gesetz gebrochen.
Aber eben nur beinahe. Nach dem glücklichen und unverdienten 32:31 (16:16)-Erfolg des Rekordmeisters über beherzt auftretende Nettelstedter, stand der heimische Erstligist wieder einmal ohne Punkte, wieder einmal mit leeren Händen da. Dabei wäre ein Punktgewinn beim pomadig auftretenden Tabellendritten durchaus gerecht gewesen. Selbst über einen Lübbecker Sieg hätten sich die Oberbergischen nicht beklagen dürfen. Hätte Patrick Fölser seine freien Chancen genutzt, hätte Sandu Iacob nicht zwei leichte Fehler gemacht, hätte Stian Tönnesen in der Schlussphase nicht ein Kempa-Anspiel auf Dirk Hartmann versucht, hätte Momir Ilic beim finalen Wurf nur wenige Millimeter weiter rechts gezielt. Hätte, wäre, könnte.
War aber nicht. Das was war, war ein beherzt auftretendes TuS-Team, das im Vergleich zu den vorherigen Spielen nicht wiederzuerkennen war. Kampf und Einstellung waren vorbildlich und im Angriff stand eine respektable Quote von über 56 Prozent zu Buche. Die 5:1-Deckung mit dem vorgezogenen Tim Remer zeigte die nötige Aggressivität und gab dem VfL einige Rätsel auf. Die so gewonnenen Bälle wurden konzentriert verwertet. 1781 Zuschauer trauten ihren Augen nicht, als nach 15 Minuten »4:8« auf der Anzeigentafel der Eugen-Haas-Halle aufleuchtete. In dieser Phase glänzte vor allem Tim Remer, sowohl in der Abwehr als auch als Schütze.
Bis zum 7:10 (18.) konnte der TuS den Vorsprung halten. Doch nach einigen ausgelassenen Chancen drehte der VfL das Spiel. Dreimal Alvanos in Folge sowie Zrnic und Gunnarsson sorgten für das 12:10 (24.). Doch der TuS zeigte sich unbeeindruckt und spielte seinen Stiefel weiter runter. Rolf Hermann kam immer besser zum Zuge (am Ende hatte er es auf elf Treffer gebracht) und Stian Tönnesen holte beim 14:15 die Führung zurück.
Nach dem Seitenwechsel (16:16) blieb der TuS das Ton angebende Team, spielte weiter konzentriert und abgeklärt. Beim 22:25 (43.) durch Dirk Hartmann waren sogar Pfiffe gegen den VfL zu hören.
Die Wende zu Gunsten der Gummersbacher kam nach dem 24:26 (46.). Die kaum zu kontrollierenden Momir Ilic und Gundjon Valur Sigurdsson hatten die Initiative übernommen und Rolf Hermann bekam eine kurze Verschnaufpause. Sigurdsson traf zum 25:26, Sandu Iacob erlaubte sich einen Fehlpass, Sigurdsson glich aus, Fölser scheiterte an Stojanovic und Ilic sorgte mit dem 27:26 für die erste VfL-Führung seit der 26. Minute.
Rolf Hermann und Branko Kokir glichen noch einmal zum 27:27 und 28:28 aus. Ilic holte die Führung zurück und als die Unparteiischen Hagen Becker und Axel Hack Damjan Blecic fälschlicherweise einen technischen Fehler abpfiffen, erhöhte Alvanos per Konter auf 30:28 (53.). Rolf Hermann antwortete mit dem 30:29. Fünf Minuten blieben beide Teams nun ohne Torerfolg. In dieser Phase vergab der TuS, gestützt auf den gut aufgelegten Torsten Friedrich, die Chance auf die Sensation. Ein Kempa-Anspiel von Tönnesen auf Hartmann war nicht erfolgreich und kurze Zeit später erlaubte sich der ansonsten gut aufgelegte Spielmacher einen Fehlpass auf Fölser. Ilic beendete die Torflaute. Sein Innenpfosten-Kracher zum 31:29 (58.) fand gerade noch so den Weg ins Nettelstedter Tor. Hermann verwandelte einen Gegenstoß zum 31:30. Erneut war es Ilic, der Verantwortung übernahm und traf: 32:30 eine Minute vor Schluss. Ein schnelles Tor von Branko Kokir ließ Hoffnung aufkeimen, doch der VfL schaukelte die verbleibenden 50 Sekunden routiniert über die Bühne.

Artikel vom 14.04.2007