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»Eltern als persönliche Trainer ausbilden«

Familientherapeutin bietet Hilfe für ADS-Kinder an

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Das Mädchen spielt am liebsten draußen, meidet Gruppen und kann sich schlecht konzentrieren. Es ist anders als andere Kinder. Die Eltern wollen helfen, doch gut gemeinte Ratschläge, wie »Du musst dich konzentrieren«, helfen nicht, bringen nur Frust. Vielleicht leidet das Kind unter ADS.

Familientherapeutin Martina Madeheim, die ihre Praxis in Schloß Holte-Stukenbrock hat, will helfen. Sie hat sich deshalb weiter qualifiziert. Im März schloss sie ihre Weiterbildung ab, bietet jetzt Training für Eltern von Kindern mit ADS an. ADS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Kinder mit ADS haben Schwierigkeiten mit der Informationsverarbeitung, haben beim Aussortieren der vielen Eindrücke Probleme und können dann mit der Reizüberflutung nicht oder nur sehr schwer umgehen.
Martina Madeheim absolvierte ihre Weiterbildung über das OptiMind-Institut in Wiesbaden. Die Ausbildung ist lizenziert durch die Ärztekammer Hessen und versteht ADS als neurobiologische Störung in der Wahrnehmungsverarbeitung. »Kinder mit ADS können sich oft nicht auf das Wesentliche konzentrieren, nehmen unwichtige Informationen auf«, erklärt die Therapeutin. Aus so überforderten Kindern könnten aggressive oder resignierte Kinder werden.
Gibt es dann innerhalb der Familie Probleme, greifen herkömmliche Erziehungsmethoden nicht, ist ihre Erfahrung. Da sie bei Beratungsgesprächen häufiger mit solchen Problemen konfrontiert wurde, befasste sie sich intensiver mit ADS. »Wichtig ist erst einmal, dass Eltern verstehen lernen, was ADS überhaupt ist, und wie sie reagieren sollen«, sagt Martina Madeheim. Druck auf das Kind auszuüben, sei völlig falsch. Dem Kind sei keine Einsicht möglich. Wichtig sei, durch strukturierende Verhaltensweisen zu helfen. So könnten Wochen- und Tagespläne, regelmäßige Tagesabläufe oder auch ein Wecker beim Hausaufgaben machen unterstützen. »Weiß das Kind, dass nach einer Stunde die Anstrengung vorüber ist, und es sich danach erholen kann, hilft dieses Wissen, sich zu konzentrieren.«
Die Eltern müssten praktisch ein Dirigent sein und »als persönliche Trainer für das Kind ausgebildet werden«. Durch Verstehen und gezielte Förderung sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ADS-Kinder ihre Schwierigkeiten kompensieren und Lerninhalte automatisieren können.
Ein Beispiel: Es macht keinen Sinn, einem Kind mit ADS zu sagen: »Bitte räume die Spülmaschine aus. Das klappt nicht.« Diese Tätigkeit muss vorgemacht und gemeinsam erledigt werden. Hilfreich sind zudem kurze, knappe Anweisungen, ständiges Training durch Zeigen und Wiederholen. Rituale sind nötig, enge Grenzen helfen bei der Orientierung.
»Elterntraining kann Kindern und Eltern helfen«, ist sie überzeugt. Doch häufig werde ADS zu spät erkannt. Ein frühe Diagnose sei wichtig, je größer die Kinder seien, desto schwieriger werde die Behandlung. Idealerweise würden Auffälligkeiten bereits im Kindergarten erkannt. Eine genaue Diagnose sei dann wichtig.
ADS kann auch medikamentös behandelt werden. Doch da zieht die Diplom-Pädagogin, Heilpraktikerin, Familientherapeutin und ADS-Eltern-Coach eine klare Abgrenzung. Sie gebe Eltern nur einen Überblick, die Behandlung liege beim Kinderarzt.
Informationen über ihr Angebot im Internet unter zentrum-ganzheitliche-therapie.de oder unter Telefon 0 52 07/92 05 34.

Artikel vom 14.04.2007