14.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Brasilien-Fahrt war ein tolles Erlebnis

Folge IV: Jasmin Grotefeld berichtet von ihrer Schulzeit im südamerikanischen Chile

Von Jasmin Grotefeld
Lübbecke / Chile (WB). Ein Jahr lang verbringt die 16-jährige Jasmin Grotefeld in Chile. In mehreren Folgen berichtet die junge Lübbeckerin über ihr Leben in diesem südamerikanischen Land. Heute erzählt sie von einem Schulausflug nach Brasilien und vom Nationalstreik der chilenischen Schüler.
Jasmin Grotefeld verbringt ein Jahr in Chile und berichtet von ihrem Leben dort.
In diesem Bericht möchte ich über meine Schulzeit in Chile erzählen. Ich besuche die elfte Stufe des Colegio »Santa Cruz de Unco«, d.h. die »Tercero Medio«, die Vorletzte in Chile. In dieser Stufe wird auch eine Klassenfahrt unternommen, die mir sehr geholfen hat, mich in den Kurs zu integrieren. Wir haben zehn interessante und auch aufregende Tage in Brasilien verbracht. Unser Hotel in Camboriu war sehr gut und lag direkt am Atlantik. Von dort aus haben wir viel unternommen und kennen gelernt: Schöne Strände, Parks, sind Gondel über dem Regenwald und Sandboard gefahren. Das ist eigentlich genau wie Snowboard, nur, dass auf Sand gefahren wird und man zu Fuß die Dünen wieder hoch laufen muss. Das ist allerdings bei den hohen Temperaturen sehr anstrengend. Diese Fahrt hat in den zwei Wochen Winterferien (Juli) stattgefunden, und nicht in der Schulzeit, wie es in Deutschland für Klassenfahrten üblich ist.
Wenn es im Winter mal zwischendurch einige Tage ununterbrochen geregnet hat, stand immer alles schnell unter Wasser. Der ganze Schulhof war fast ein See und abseits der Straße haben die Weinplantagen auch regelmäßig unter Wasser gestanden. Teilweise konnte man auch einige Straßen nicht befahren, da auch sie über-schwemmt waren.
Eine besondere Situation habe ich in der Mitte meines Austauschjahres hier noch erlebt, und zwar ging es hier in Kreisen der Schüler hoch her. Die Schüler aus ganz Chile sind in einen Nationalstreik getreten, sogar die Schüler meiner Privatschule haben die Schüler der staatlichen Schulen unterstützt. Das ging so zwei Wochen lang. Die Schulen wurden von den Schülern über Nacht eingenommen und keiner konnte mehr rein oder raus. In Santiago, der Hauptstadt, war das Chaos perfekt. Mit Stühlen und Tischen wurden auch in Santa Cruz, dem Städtchen in dem ich lebe, die Eingänge blockiert. Santa Cruz ist in etwa so groß wie Lübbecke. Die Schüler sind an den Tagen des Nationalstreiks auf die Straßen gegangen und haben ihre Meinung vertreten. Die Sprechchöre und die einzelnen Schüler, die eine Show gemacht haben (z. B. jonglieren), haben mich fasziniert.
Auch an Plakaten hat es nicht gemangelt. Die Polizei war zwar zahlreich vertreten, jedoch ist alles friedlich verlaufen. In Santa Cruz war es nicht gefährlich für mich, in den größeren Städten war dies allerdings anders. In Santiago z. B. hat die Polizei viele Jugendliche festgenommen und auch Wasserwerfer eingesetzt. Es gab etliche Verletzte. Der Grund für alles war, dass die Schüler sich ungerecht behandelt fühlten. Um studieren zu können, muss man eine bestimmte Arbeit schreiben, die sich »PSU« nennt. Allerdings ist es sehr teuer, sich dafür einzuschreiben, so dass einige Familien es sich nicht leisten können. Manche Eltern können schließlich gerade mal die Schuluniform für ihre. Kinder bezahlen. So ist nach vielen langen Schuljahren trotz guter Noten für einige Schüler aus finanziellen Gründen die Zulassung zum Studium durch diese eine Arbeit verbaut. Die Schüler sind der Meinung, dass die Bildung umsonst und damit für jeden möglich sein sollte. Obwohl eine Gruppe von Schülern viele Tage mit der Präsidentin diskutiert hat, und täglich Berichte über die Lage der Situation im Fernsehen gesendet wurden, hat sich meines Wissens eigentlich nichts geändert.
Für mich ist die Schulzeit nach zwei Wochen täglichen Arbeiten inzwischen zu Ende gegangen. Ich war mit meinem Notendurchschnitt zufrieden, das Notensystem geht von 7 (beste Note) bis 1. Ähnlich wie in Deutschland wurden auch hier Schüler mit sehr guten Leistungen geehrt. Der Schulleiter hat mir auch einen Preis überreicht, eine Erinnerung an mein Schuljahr in Chile. Außerdem habe mit vier Mädchen aus meiner Klasse bei dem Tanz mitgewirkt, mit dem die Veranstaltung eröffnet wurde.
Zum Abschluss gab es ein Grillfest von meiner ganzen Klasse. Die Stimmung war gut und das Essen lecker. Am Schluss bin ich allerdings in Schuluniform im Pool gelandet, wie mindestens die Hälfte meiner Klassenkameraden auch. Danach begannen endlich die drei Monate Sommerferien.

Artikel vom 14.04.2007