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Orkan Kyrill folgt in Leiberg
ein Sturm der Entrüstung

Bäume am Köpkesberg gefällt: Schokoladenseite Leibergs sieht bitter aus

Von Marion Neesen
Leiberg (WV). Mit immenser Gewalt fegte im Januar Kyrill über das Paderborner Land und richtete überall enorme Schäden an. Der Orkan hat sich zwar wieder gelegt, doch in Leiberg braut sich jetzt ein Sturm der Entrüstung zusammen.

Wütend und zum Teil fassungslos standen Einwohner des kleinen Bad Wünnenberger Ortsteils am Donnerstagabend am Köpkesberg. Mehr als 30 Bäume, die den Straßenrand zum Tal hin gesäumt hatten, hatte im Verlauf des Tages die Motorsäge erlegt. Der einst alleeartige Weg, von vielen Auswärtigen als Schokoladenseite Leibergs gepriesen, wirkt mit seinen Baumstümpfen nun wie ausgerupft. Der Blick ins weitläufige Aftetal ist getrübt.
Die Bäume würden aus Gründen der Sicherheit gefällt, berichteten vor Ort Mitarbeiter der von der Stadt Bad Wünnenberg beauftragten Firma, was am Freitag vom Ordnungsamt bestätigt wurde. Im gesamten Stadtgebiet habe Kyrill seinerzeit Schäden angerichtet. Diese seien vom Leiter des Bauhofes und dem Stadtförster begutachtet worden. Unter die Lupe genommen hatten die Fachleute auch die zum Teil 90 Jahre alten Eschen am Köpkesberg. »Jeder zweite Baum sollte entfernt werden«, so ein Sprecher des Bad Wünnenberger Ordnungsamtes. Offenbar waren viele der Bäume auch im Kern krank. »Wir konnten der Verkehrssicherungspflicht nicht mehr gerecht werden«, so das Ordnungsamt. Die Bäume seien gekennzeichnet, die Maßnahme mit dem Ortsvorsteher abgesprochen und ordnungsgemäß ausgeschrieben worden. Die beauftragte Firma arbeite nun seit einigen Wochen alle Schäden im Stadtgebiet ab.
Deutlich zu sehen ist beim Kahlschlag am Köpkesberg jedoch, dass offensichtlich nicht nur jeder zweite Baum gefällt wurde. »Darüber wird noch zu reden sein«, deutete der Sprecher des Ordnungsamtes an, »offensichtlich sind hier nachträglich weitere Bäume markiert worden.« Definitiv seien mehr Bäume gefällt worden, als geplant. Das Ordnungsamt räumte auch ein, dass es bei der Fällaktion selbst Schäden gegeben habe. Ursprünglich hätten die Bäume auf die Straße fallen sollen, das sei aber aus technischen Gründen nicht möglich gewesen. So stürzten Bäume und Astteile talwärts in die Wiesen und beschädigten Zäune. Die Wiese sei zwar städtisches Eigentum, der Pächter sei aber tatsächlich nicht von der Fällaktion informiert worden.
Das letzte Wort scheint daher am Köpkesberg noch nicht gesprochen. »Wir werden uns am Montag mit den Beteiligten die Situation vor Ort ansehen«, so der Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Bis dahin müsse zunächst auch der ausführenden Firma Gelegenheit gegeben werden, sich um den Schaden am Zaun zu kümmern. Ob es Neupflanzungen am Köpkesberg geben werde, sei noch nicht geklärt.
Die Meinungen in der Leiberger Bevölkerung jedenfalls sind geteilt. Während einige Bürger der Argumentation der Verkehrssicherungspflicht folgen können, sehen andere die Säge in Leiberg in jüngster Vergangenheit etwas zu häufig angesetzt. So seien erst kürzlich Jahrhunderte alte Kastanien im Ortskern gefällt worden. Diese hätten sich jedoch in Privatbesitz befunden, so das Ordnungsamt. Die Sturmnacht des 19. Januars hat offenbar nicht nur Schäden angerichtet, sondern auch die Angst vor der Gefahr geschürt.

Artikel vom 14.04.2007