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Geldstrafe und Sperren
für reumütige Sünder

Werner Niemeyer führt seine letzte KSK-Sitzung

Altkreis Lübbecke/Pr. Oldendorf (Les). Friede, Freude, Eierkuchen war's sicherlich nicht, was auf der letzten Sitzung der Kreisspruchkammer des FuL-Kreises Lübbecke verhandelt wurde, aber die Atmosphäre, in der dies geschah, war wohltuend sauber.

Beschuldigt worden waren von der Kreisspruchkammer zwei Spieler des SV Ayyildiz Sport Lübbecke (Dennis Onk und Mahir Sankic) sowie zwei Akteure des TuS Nettelstedt (Andreas Giesbrecht und ein zu Beginn der Sitzung namentlich noch nicht Bekannter). Dieses Rätsel freilich löste sich sofort, weil der damals als Zuschauer anwesende Spieler Sebastian Keller vom TuS Nettelstedt sich als der gemeldet hatte, der mit einer Bierflasche auf den Platz gestümt war.
Verhandelt werden sollten die Vorkommnisse der B-Liga-Partie zwischen TuS Nettelstedt und SV Ayyildiz, die am 25. März beim Stande von 3:1 wegen Tumults und Rudelbildung abgebrochen worden war. Ein Sonderbericht des damligen Unparteiischen Dirk Schwarze lag der Kammer als Verhandlungsgrundlage vor.
Schnell stellte sich indes heraus, dass Schiri Schwarze in der damaligen Hektik einiges offensichtlich nicht ganz richtig gesehen hatte. So stellten beispielsweise übereinstimmend die Spieler Giesbrecht und Onk fest, dass Onk seinem Gegenüber nicht von hinten in die Beine getreten habe, ihm vielmehr einen Kopfstoß vor die Brust (dabei »das Kinn streifend«) verabreicht habe.
Weiterhin stellte später auch Schwarze selbst klar, dass er dem »Bierflaschentäter« Sebastian Keller (»Ich wollte nur schlichten, habe erst auf dem Platz gemerkt, dass ich eine Flasche in der Hand hielt und habe diese dann weggestellt!«) bei dessen Auftreten auf dem Platz nicht unterstellen wolle, dass er ihn absichtlich angerempelt habe.
Klar und eindeutig indes wurde bestätigt, dass Giesbrecht von Mahir Sakinc von hinten mit der Faust am Kopf geschlagen wurde. Sakinc: »Das stimmt. Das tut mir auch leid. Ich habe das sehr bereut und ich habe mich auch schon dafür entschuldigt.«
Insgesamt eineinviertel Stunden währte die Vernehmung von Beschuldigten und Zeugen sowie die Befragung der Vereinsverantwortlichen. Und es dauerte über eine Stunde, ehe sich KSK-Vorsitzender Werner Niemeyer und seine Beisitzer beraten hatten und gleich sieben Urteilssprüche verkündeten:
So wurde der Spieler Denis Onk wegen unsportlichen Verhaltens mit einer Spielsperre bis einschließlich 17. Mai 2007 belegt; der Spieler Mahir Sankic erhielt wegen grob unsportlichen Verhaltens (Tätlichkeit) eine Sperre bis einschließlich 12. Juli 2007; der Spieler Sebastian Keller erhielt wegen grob unsportlichen Verhaltens eine Geldstrafe in Höhe von 100 Euro. Der TuS Nettelstedt wurde vom Vorwurf freigesprochen, den Abbruch herbeigeführt zu haben. Werner Niemeyer begründete: »Der Schiedsrichter hatte nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, um die aufgeregten Gemüter zu beruhigen und die Partie fortzusetzen.«
Auch der Spieler Giesbrecht wurde vom Vorwurf, Verusacher des Spielabbruchs gewesen zu sein, freigesprochen. Eine Spielwertung aufgrund der Tatsache, dass der SV Ayyildiz seine Mannschaft vom Spielbetrieb bereits zurückgezogen habe, könne nicht vorgenommen werden. Und schließlich wurden noch die Kosten des Verfahrens zu je einem Drittel auf die drei Spieler Denis Onk, Mahir Sakinc und Sebastian Keller verteilt.
Da beide Vereinsvertreter die Urteile annahmen, sind sie rechtskräftig.
Und als Werner Niemeyer mit den Worten »die Sitzung ist hiermit geschlossen« beendete, klappte auch ein ganz, ganz anderes dickes Buch zu. Denn schon zu Beginn der Sitzung hatte Werner Niemeyer erklärt, dass dies seine letzte Verhandlung als Vorsitzender der Kreisspruchkammer sein würde. Niemeyer zur LÜBBECKER KREISZEITUNG: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir bis zum Kreistag am Dienstag, 24. April, noch einmal eine Sitzung anberaumen werden.«

Artikel vom 14.04.2007