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Top-Azubi macht
eine gute Frisur

Friseurin Katja Giesbrecht (20) hat großes Talent

Rheda-Wiedenbrück (WB). Katja Giesbrecht ist seit August 2006 Auszubildende im Friseurhandwerk und hat jetzt schon viel Erfolg in Wettbewerben (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Im Februar dieses Jahres feierte sie ihren 20. Geburtstag - ein Tag der Erinnerung daran, dass sie fünf Jahre vorher ihr »erstes Leben« hinter sich gelassen hatte.

Diese Betrachtung ist nicht mystisch gemeint, sondern für die junge Frau Realität. Sie wurde 1987 in einem kleinen russischen Dorf, nahe der Großstadt Orenburg am Ural, geboren und wuchs dort, 3000 Kilometer von Deutschland entfernt, auch auf. Im Zuge der Aussiedlung von Deutschstämmigen gelangte die Familie 2002 nach Rheda-Wiedenbrück.
Das war für das junge Mädchen die Begegnung mit einer fremden Welt. Zu Hause in Russland lebte sie in einem Dorf mit 80 Familien, die Russisch sprechen, sich jedoch Plattdeutsch verständigen, also in der Sprache, die ihre Vorväter von der Wolga in der Ukraine, zum Ural mitgebracht hatten. Katja Giesbrecht ist ein Spross von Wolgadeutschen. Das waren Deutsche aus Bayern, Hessen, Baden und dem Rheinland. Sie folgten in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts der Einladung von Zarin Katharina der Großen, Land an der Wolga zu besiedeln. Fast 100 Dörfer gründeten diese Siedler und schufen durch Fleiß, gute Auffassungsgabe sowie die Bewahrung ihrer deutschen Identität, in der Steppe ein blühendes Land. Nach dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion wurden 400 000 Wolgadeutsche 1941 nach Sibirien und Zentralasien deportiert. Auch die Vorfahren der Familie Giesbrecht zählten zu dieser Gruppe.
Katja Giesbrecht trägt in ihren Genen offenbar viele positive Anlagen der Wolgadeutschen. Da sie außer Russisch nur Plattdeutsch sprechen konnte, war das Erlernen des Hochdeutschen nach der Ankunft in Rheda-Wiedenbrück ihr allererstes Ziel. Durch emsiges Mitmachen in der Klasse schaffte sie auch den Abschluss in der Hauptschule. Die deutsche Sprache beherscht sie längst perfekt. Wegen ihres Fleißes, ihrer Einsatzbereitschaft und ihrer freundlichen Art während ihres Praktikums im Haar-Creativstudio Andrea Koch am Lümernweg erhielt sie dort einen Ausbildungsplatz und entsprach sofort allen Erwartungen ihrer Chefin. Friseurmeisterin Koch: »Schon nach wenigen Tagen während des Praktikums wusste ich, dass ich diesem Mädchen eine berufliche Chance geben musste. Auch die Kundschaft mag den hilfsbereiten und aufgeschlossenen Lehrling. Ich wurde nicht enttäuscht.« Gerne bereitete die Chefin den Lehrling daher auch auf Wettbewerbe vor. Eine besondere Förderung erhielt die junge Frau zusätzlich von der Gesellin in dem Studio, Loreen Fichtner, eine Trainerin mit erfolgreicher nationaler und internationaler Wettbewerbserfahrung.
Schon drei Monate nach Beginn der Berufsausbildung konnte Katja Giesbrecht an Wettbewerben junger Auszubildender im Friseurhandwerk teilnehmen. Beim Internationalen Lehrlingsfrisieren im Hellweger Bezirk erreichte sie im Herrenfach Trend Fönfrisur Platz eins und im Damenfach Fönfrisur und Styling Platz zwei. Beim bundesweiten Stylistenfrisieren für Lehrlinge in Münster belegte sie in der Gruppe 2. Lehrjahr (möglich wegen ihrer besonderen Leistung schon im 1. Lehrjahr) im Herrenfach Fönfrisur den ersten und im Damenfach den vierten Platz. Die junge Frau erreichte in der Gesamtwertung Rang drei.
Ein weiterer Erfolg stellte sich Anfang dieses Jahres ein: Im Leistungswettbewerb der Friseurinnungen von Ostwestfalen-Lippe sicherte sie sich in der Rangliste Herren eine Plakette in Gold und in der Bewertung des 1. Lehrjahres (Herrenfach) eine Silberplakette.

Artikel vom 14.04.2007