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Auf den Spuren des Kaiserenkels

»Seine Königliche Hoheit« im Einsatz für Johanniter und Golfclub Weserbergland

Von Ingo Schmitz
Holzminden (WB). Mit großer Bestürzung und Trauer reagierten gestern die Menschen in der Region auf die Nachricht vom Tode Wilhelm Karls Prinz von Preußen (86). Das WESTFALEN-BLATT ist den Spuren nachgegangen, die der letzte Enkel des deutschen Kaisers in Holzminden und Umgebung hinterlassen hat.

Holzminden, zu dessen Ehrenbürgern er gehörte, wurde für den gebürtigen Potsdamer nach dem Zweiten Weltkrieg zur Heimat. Hier lebte und arbeitete er, und hier engagierte er sich in besonderer Weise für das Gemeinwohl. »Seine Johanniter« -Ê wie »Seine Königliche Hoheit« den Ortsverband Holzminden nannte - lagen dem kaiserlichen Nachfahren sehr am Herzen, wie Ortsbeauftragter Gernot Major berichtet.
»Er hat die Holzmindener Johanniter in der Firma Dragoco gegründet. Als wir Anfang der 80er Jahre die Johanniter-Gruppe neu belebten, stand er uns, obwohl er inzwischen der Leiter des Ordens war, stets zur Seite. Als die Nummer 1 unseres Ordens hatte er immer Zeit für uns. Man konnte sich immer mit ihm beraten. Er war sich nicht zu schade, für jeden einzelnen ein offenes Ohr zu haben«, betont der Holzmindener Ortsbeauftragte.
So sei es durchaus vorgekommen, dass der Herrenmeister, der sich bei Veranstaltungen mit der Johanniterjugend in Holzminden ganz selbstverständlich zum Nachwuchs setzte, mit den Kindern und Jugendlichen spielte.
Der 86-Jährige habe es stets verstanden, die als regierender Herrenmeister des Ordens notwendige Nähe und Distanz gut zu dosieren. Major: »In mir erzeugte er Kräfte die notwendig waren, in vielen Jahren einen erfolgreichen Ortsverband aufzubauen und ihn am Leben zu erhalten. Dafür bin ich ihm dankbar, aber ich bin traurig, es ihm jetzt nicht mehr sagen zu können.«
Wichtige Aufbauarbeit leistete der Enkel des Kaisers als einer der Gründungsväter des in Polle ansässigen Golfclubs Weserbergland. Das Engagement von Wilhelm Karl Prinz von Preußen sei aus der Liebe zur Natur entstanden, erzählt Club-Präsident Josef Struck. »Er hat in schwierigen Zeiten zum Erfolg des Clubs beigetragen und wurde so auch selbst ein begeisterter Golfer. Bis ins hohe Alter drehte er seine Runden auf dem Platz. Sein Dackel war ihm dabei sein liebster Wegbegleiter. Er war der einzige, der die Lizenz hatte, seinen Hund mit auf das Golfgelände nehmen zu dürfen«, sagt Struck mit einem Schmunzeln.
Aus Anlass des 20-jährigen Bestehens des Clubs hielt Wilhelm Karl Prinz von Preußen die Festrede, die den Gästen noch in guter Erinnerung ist. »Sie war gespickt mit Anekdoten aus den Gründerjahren. Es war ein herrlicher Vortrag auf hohem Niveau«, ist Struck fünf Jahre danach noch immer begeistert. Struck sprach den Kaisernachfahren -Ê wie es sich gehörte -Ê mit »Seine Königliche Hoheit an«: »Er legte nicht allzu großen Wert darauf, aber er sah es auch nicht ungern, wenn man ihn so anredete.«
Eine weitere Berichterstattung über den letzten Enkel des deutschen Kaisers lesen Sie auf der Seite Kultur

Artikel vom 13.04.2007