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Viele Kinder
Sprachmuffel

Delfin-4-Sprachtest abgeschlossen

Von Rainer Grotjohann
Bünde/Rödinghausen/Kirchlengern (BZ). Im Bünder Land sind die Delfin- 4-Sprachtests bei Vierjährigen weitgehend abgeschlossen, die Ergebnisse geben Anlass zur Sorge.


453 Jungen und Mädchen im fraglichen Alter gibt es in Bünde. Die Sprachfähigkeiten von 413 Kindern sind bislang getestet worden. Von ihnen werden sich im Mai 180 einem zweiten Test unterziehen müssen. »Kein Grund zur Besorgnis«, bemüht sich die beim Schulverwaltungsamt des Kreises Herford zuständige Schulrätin Ursula Niemeier, die Ängste der Eltern zu beschwichtigen. Delfin 4 sei ein »sehr grobes Raster«. Das Nichterreichen der Standards müsse nicht in jedem Falle bedeuten, dass die betroffenen Kinder keinen altersgerechten sprachlichen Leistungsstand hätten und dringend gefördert werden müssten. Ob tatsächlich Sprachdefizite vorliegen, werde der zweite Test im Mai zeigen.
Bei Delfin 4 wird der Sprach-Leistungsstand von Vierjährigen in Form eines Spiels in Kleingruppen mit bis zu vier Kindern getestet, von Grundschul-Pädagogen in Anwesenheit von Erzieherinnen. »Vielleicht war diese Situation für einige Kinder zu ungewohnt und ein Grund, warum sie nicht gesprochen haben«, sagte die Schulrätin.
Die Eltern von 40 weiteren Kinder, die zumeist keinen Kindergarten besuchen, sind vom Kreis-Schulamt ebenfalls zu den (verbindlichen) Tests geladen worden, haben aber nicht reagiert. Ihre Kinder müssen im Mai automatisch zu dem zweiten Test.
148 Jungen und Mädchen wurden in Kirchlengern überprüft, 81 müssen erneut im Mai zu Einzeltests »antreten«. Hinzu kommen 15 Kinder, die den ersten Test nicht abgelegt haben. Nach Auswertung dieser Ergebnisse wird dann eine Sprachförderung empfohlen oder als nicht notwendig erachtet.
Nicht besser war das Ergebnis in Rödinghausen. Von den 108 bislang getesteten Kindern erreichten 45 die Kriterien nicht. Mit neun weiteren Jungen und Mädchen, die zum ersten Test nicht erschienen waren, müssen sie sich im Mai einer erneuten Überprüfung unterziehen.
Schulrätin Ursula Niemeier hat in den vergangenen Woche Anrufe von vielen erbosten Eltern bekommen, rät aber zur Gelassenheit. Es gehe nicht darum, Kinder zu diskriminieren. »Wir wollen lediglich herausfinden, welche Kindertagesstätten bezuschusst werden müsse, um Kinder mit sprachlichen Defiziten zu fördern.« Auch Pädagogen und Erzieherinnen hätten Vorbehalte gegenüber dem Instrument Delfin 4 geltend gemacht, sagte die Schulrätin.
Das vom Gesetzgeber für das Land Nordrhein-Westfalen vorgeschriebene Verfahren sei zum ersten Mal angewandt worden, vielleicht sei bei der Premiere »nicht alles rund gelaufen«. Die Pädagogen müssten erst noch ihre Erfahrungen machen. Dennoch sei der eingeschlagene Weg »gut und richtig«.

Artikel vom 14.04.2007