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Angst vorm roten Hahn im Wald

Alles brennt wie Zunder - Forst und Feuerwehr appellieren an Waldbesucher

Von Karl Pickhardt (Text und Fotos)
Kreis Paderborn (WV). Mit jeder frohlockenden Wetterprognose zum Frühschicht-Sommer und bei vorhergesagten Temperaturen von 27 Grad Celsius am Wochenende wächst die Sorge der Förster. Sie haben Angst vorm »roten Hahn«. In allen Paderborner Wäldern herrscht die zweithöchste Waldbrand-Alarmstufe.

Tagelanger trockener Ostwind, Unmengen von Holzresten nach der Kyrill-Orkannacht sowie sommerliche Temperaturen bieten derzeit einem Waldbrand ideale Bedingungen für eine Feuersbrunst in den 33 000 Hektar großen Forstbeständen im Paderborner Land. Feuerwehr und Forst stehen Schulter an Schulter Gewehr bei Fuß. Zwei Revierförster haben kreisweit rund um die Uhr Bereitschaftsdienst.
Oberforstrat Johannes Flieger (52) und Kreisbrandmeister Bernhard Lücke (53) appellierten am Freitag im Eggewald bei Buke an Waldspaziergänger, unbedingt auf Rauchen und offenes Feuer zu verzichten. »Rauchen und Feuer sind vom 1. März bis zum 31. Oktober im Wald ohnehin verboten«, mahnt Flieger. Wald-Raucher können sogar mit einem Bußgeld belegt werden. Selbst 100 Meter vom Waldrand entfernt sollte nicht geraucht, kein Grill angezündet oder ein Feuer gelegt werden. »Reisig, Blätter und kleine Äste sind pulvertrocken und brennen wie Zunder, sorgt sich auch »Klusweide«-Revierförster Joachim Padberg (49) um den Wald. Erst vor 14 Tagen brach im Sauerland nach Verbrennen von Reisig Feuer aus: »Die Feuerwehr musste 6000 Meter Schläuche verlegen«, warnt Kreisbrandmeister Lücke.
Die größte Feuergefahr für den Wald geht offenbar vom Menschen aus. »99 Prozent aller Waldbrände werden von Menschen durch Unachtsamkeit oder auch vorsätzlich verursacht«, weiß Forstrat Flieger. Nur selten löse ein Blitz Feuer im Wald aus. Der letzte große Eggebrand (1972) liegt 25 Jahre zurück.
Forst und Feuerwehr setzen auf Waldbesucher als Feuermelder. Jeder, der irgendwo Rauch im Wald entdeckt, sollte sofort Alarm schlagen und auf seinem Handy den Feuerwehr-Notruf »112« wählen. »Wir rücken lieber einmal mehr als zu spät heraus«, sagte Kreisbrandmeister Lücke.
Waldbrandgefahren mit Warnstufe 4 sind nach Angaben des Paderborner Forst-Pressesprechers Jan Preller in einem Frühjahr nichts Ungewöhnliches, auch wenn dies kaum im Bewusstsein vieler Waldbesucher verankert sei. In diesem Jahr kommen als Gefahrenherde jedoch die Riesenberge an Holzresten nach der Sturmnacht im Januar und der Frühsommer im Frühling hinzu.

Artikel vom 14.04.2007