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Wenn es brennt: Ruhe bewahren!

Die Löschgruppe Kohlstädt erweitert ihre Brandschutzerziehung für Erzieherinnen

Von Antje Kreft (Text und Fotos)
Kohlstädt (SZ). Sollte im Kindergarten Kohlstädt ein Feuer ausbrechen, sind die Erzieherinnen der Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes künftig bestens gerüstet. In Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Kohlstädt probten die Frauen jetzt den Ernstfall.
Löschgruppenführer Matthias Bartsch (links) und sein Stellvertreter Joachim Struck präparieren eine Puppe für einen simulierten Personenbrand.
»Wir haben festgestellt, dass wir gar nicht so recht wussten, wie wir mit Feuerlöscher, Wasserlöscher und Löschdecke umgehen müssen. Da haben wir uns die zusätzliche Schulung mit ganz praktischen Übungen gewünscht«, erklärte Christiane Westemeier, Leiterin des Kohlstädter Kindergartens »Strothestrolche«. Ihr war es ein großes Anliegen, dass alle Mitarbeiterinnen die Geräte zur Brandbekämpfung auch sicher bedienen können. Christiane Westemeier: »Die Frauen machen das richtig gut. Außerdem ist die Angst vor dem Feuer jetzt auch weniger geworden. Panik kann im Ernstfall nämlich sehr gefährlich sein.«
Mit ihrem Wunsch stieß Christiane Westemeier bei der Löschgruppe Kohlstädt sofort auf offene Ohren. Ohnehin werden die Erzieherinnen seitens der Feuerwehr regelmäßig einmal im Jahr in Sachen Brandschutz im Kindergarten ausgebildet. Das geschieht jedoch nur mittels Büchern und Schautafeln, die Praxis fehlte bisher. Um die Mitarbeiterinnen des Kindergartens wirklich fit für den Ernstfall zu machen, haben Matthias Bartsch, Leiter der Löschgruppe Kohlstädt, und sein Stellvertreter Joachim Struck daher ein neues Konzept zur Brandschutzerziehung entwickelt. Praktische Übungen werden darin groß geschrieben. Die Teilnehmer der Maßnahme werden mit Feuerlöscher und Löschdecke vertraut und lernen, die Technik im Notfall richtig einzusetzen. Es gilt, verschiedenartige simulierte Brände - dazu gehören ein brennender Mülleimer und eine in Flammen geratene Person - möglichst rasch und sicher abzulöschen. Die Erzieherinnen mussten feststellen, dass es zum Teil gar nicht so einfach ist, ein Brandnest wirksam zu beseitigen. Umso sinnvoller die praktischen Übungen.
»In immer mehr Kommunen im Kreis Lippe wird die theoretische Brandschutzerziehung für Pädagogen künftig um praktische Maßnahmen ergänzt. Je nach Bedarf werden die Übungen alle paar Jahre wiederholt«, erklärte Brandinspektor Matthias Bartsch. Auch die Erzieherinnen in Schlangen und Oesterholz-Haustenbeck erlernen künftig den Umgang mit Brandschutzgeräten. Geschult werden sie von Sabine Krieger und Jens Hörstmeier vom Löschzug Schlangen sowie Dennis Voß von der Löschgruppe Oesterholz-Haustenbeck.
Wenn im Kindergarten ein Feuer ausbreche, sei wichtig, draußen zuvor einen gemeinsamen Sammelplatz für alle Kinder und Erzieherinnen festgelegt zu haben, damit nicht alle in verschiedene Richtungen flüchten und sich somit unnötig in Gefahr bringen können. Bevor der Notruf 112 gewählt werde, sollten für die so genannte »Rettungskette« folgende Fragen geklärt sein, damit es beim Anruf nicht zu Missverständnissen kommt: Wer ist betroffen? Wo ist das Feuer ausgebrochen? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es und welcher Art sind die Verletzungen? Wichtig sei auch, den Telefonhörer nach diesen Angaben nicht sofort aufzulegen, sondern auf Rückfragen zu warten. »Natürlich kann man nicht in jedem Fall alle Fragen sofort beantworten. Dennoch: Je präziser man die Situation einschätzen und beschreiben kann, desto konkreter ist auch die Hilfe vor Ort. Und das kann Leben retten«, erklärt Bartsch.
Die Aufgaben sollten im Notfall klar verteilt sein: Eine Erzieherin begleitet die Kinder ins Freie, eine andere informiert die Feuerwehr, wieder eine andere versucht schon mal zu löschen, wenn das möglich ist, und eine weitere Erzieherin schließt alle Türen, damit sich das Feuer nicht so schnell ausbreiten kann. Bartsch: »Mit unserer Aufklärung möchten wir zeigen, dass ein Feuer nicht zwingend gefährlich ist, wenn man damit umzugehen weiß. Dafür möchten wir Kinder und Erzieher sensibilisieren.«

Artikel vom 13.04.2007