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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer Johannes Beer

Johannes Beer ist Pfarrer in der ev. Kirchengemeinde Herford-Mitte.

Was machen Sie eigentlich, wenn Babys weinen? Ich unterstelle, dass Sie alle, beim Weinen Ihrer Kinder, sich um diese kümmern. Zuwendung und Liebe ist immer gut, um die Tränen zu trocknen und die Not zu beheben. Und welcher Vater, welche Mutter möchten nicht die Not abwenden und die Tränen abwischen? In den ersten Zeiten des Lebens sind wir Menschen oft leicht zu trösten. Die Liebe der Eltern, ihre Zuwendung und ihr Können lässt so manchen Schmerz schnell vergessen sein. Und das ist gut so. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass je größer wir Menschen werden, desto größer werden auch unsere Nöte, Plagen und Schmerzen. Vieles, wovor unsere Eltern uns bewahrt haben und wovor wir unsere Kinder behüten wollen, spielt in unserem Leben kaum noch eine Rolle. Aber andere Nöte wachsen und gewinnen neue Bedeutung.
Und dazu gehören vor allem Krankheiten, Leiden und Schmerzen, Sterben, Trauer und Tod. Als Babys und kleine Kinder durften wir selbstverständlich weinen. Aber, je größer wir wurden, desto weniger haben wir geweint. Nur bei Sterben und Trauer ist es auch für Erwachsene selbstverständlich, dass sie weinen dürfen.
Aber wer wischt uns Erwachsene diese Tränen ab und lässt die Gründe für unsere Schmerzen vergessen? Wer kann alle Not für uns so klein machen, dass die Tränen versiegen und dass vielleicht sich sogar die Tränen der Trauer in Freude verwandeln? Sicher, immer noch hilft es und tröstet es uns, wenn wir Zuwendung, Beistand und Liebe erfahren. Es ist gut, weder am Sterbebett, noch am Grab allein zu stehen. Nur, die Erfahrungen des Verlustes und des Todes werden dadurch keine anderen. Aber schon der Prophet Jesaja verheißt: »Der Herr wird den Tod verschlingen auf ewig. Und Gott der Herr wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen.«
Das ist gegen unsere Erfahrungen, aber Jesus erweitert unsere Erfahrungen. Durch sein Leben wissen wir, dass Gott auch in den schweren Stunden an unserer Seite ist, um uns beizustehen und uns zu trösten. Durch seine Auferstehung wissen wir, dass nun der Tod an seine endgültige Grenze gekommen ist. Der Tod ist von Gott bereits verschlungen. Deshalb können wir, wenn wir diesen dunklen Tunnel des eigenen Sterbens durchschritten haben, mit Jesus leben. Diese Hoffnung und Gewissheit des Glaubens kann unser Leben bis ins Sterben prägen. Diese Hoffnung und Gewissheit des Glaubens kann uns Kraft und Freiheit geben. Gott wischt uns alle Tränen ab und wird sie letztlich in Freude wandeln.

Artikel vom 14.04.2007