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Sprachdefizite bei fast der Hälfte aller Vierjährigen

»Delfin 4«-Projekt: zweiter Test folgt vor Sommerferien

Von Andrea Pistorius
Kreis Paderborn (WV). 2879 Vierjährige haben im März am neuen Pflicht-Sprachtest in ihrem Kindergarten teilgenommen. 43 Prozent von ihnen zeigten Auffälligkeiten und werden in einem zweiten Verfahren nachgeprüft.

Was auf die Mädchen und Jungen zukommt, die die zweite Stufe des »Delfin 4«-Projekts durchlaufen sollen, weiß bis heute kein Beteiligter genau zu sagen. Erst Ende dieses Monats erwartet das zuständige Kreisschulamt in Paderborn Anweisungen aus Düsseldorf zum Fortgang der »Sprachstandsfeststellung zwei Jahre vor der Einschulung«. Die stellvertretende Fachbereichsleiterin für Schulangelegenheiten im Kreishaus, Ursula Ebe, ist jedoch zuversichtlich, dass Kindergärten und Grundschulen sich zügig auf die neue Testreihe einstellen werden. Das habe auch beim Start ins »Delfin 4«-Projekt geklappt, für das die Vorbereitungszeit ebenfalls sehr kurz bemessen war.
Das Kreisschulamt muss sich parallel dazu mit den Eltern beschäftigen, deren Sprösslinge keinen Kindergarten besuchen: 392 Vierjährige aus dem Kreis Paderborn wurden deshalb noch nicht erfasst und zum Sprachtest geschickt. Jetzt werden die Geburtenregister aus allen zehn Kommunen im Kreis mit den Listen aller Kindergartenkinder abgeglichen. Säumige Eltern erhalten Post aus dem Kreishaus mit der Aufforderung, ihr Kind zum Sprachtest anzumelden. Sollte ein Erziehungsberechtigter sich weigern, denkt der Gesetzgeber bereits über Bußgelder als Druckmittel nach.
Über das schlechte Abschneiden der Vierjährigen beim »Delfin 4«-Sprachtest zeigen sich bereits die ersten Organisationen im Kreis Paderborn besorgt. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert, das Testverfahren und die anschließenden Förderprogramme zu differenzieren. Kinder hätten Sprachdefizite aus unterschiedlichen Gründen, so die Verbandssprecherin Dr. Irmgard Gockel: Die einen auf Grund einer Krankheit, die anderen, weil sie in Migrantenfamilien aufwachsen.
Die Paderborner SPD begrüßt grundsätzlich Sprachtests im Kindergarten, um frühzeitig Therapien ansetzen zu können, kritisiert allerdings, dass das »Delfin 4«-Verfahren »mit heißer Nadel gestrickt wird«, so der Sprecher des SPD-Arbeitskreises Schule und Bildung, Martin Pantke.
Bis zu den Sommerferien soll Stufe zwei des Projekts durchgezogen werden. Anweisungen dazu kommen aus gleich zwei Landesbehörden: dem Ministerium für Schule und Weiterbildung (Leitung Barbara Sommer) und dem Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration (Leitung Armin Laschet).

Artikel vom 13.04.2007