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Zeckenschwemme droht

Mediziner erwarten mehr Infektionen - FSME-Impfung

Bielefeld (WB/sas). Der Winter war mild, die Zecken und ihre Wirte haben ihn gut überlebt. Mediziner erwarten daher mehr Fälle von Borreliose oder Hirnhautentzündung (Frühsommer-Meningoencephalitis, kurz FSME).

Schon im vergangenen Jahr ist die Zahl der FSME-Fälle von 432 (in 2005) auf 547 gestiegen. An Borreliose erkranken in Deutschland jährlich etwa 60 000 Menschen.
Zecken, die in hohem Gras oder Gebüsch lauern, übertragen durch ihren Biss beide Krankheiten. »Je nach Region sind fünf bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert«, sagt Dr. Ruth Delius, Leiterin des Bielefelder Gesundheitsamtes.
Eine Impfung gibt es nicht, die Krankheit kann aber gut durch Antibiotika behandelt werden - wenn sie denn erkannt wird. Ein sicheres Indiz ist die Rötung der Haut um die Bisswunde, es können aber auch Gelenke, Herz und Nervensystem in Mitleidenschaft gezogen werden - bis hin zu Lähmungen. Und: Die Erkrankung kann noch nach Wochen auftreten.
Gegen die FSME kann geimpft werden, der Impfstoff ist heute sehr gut verträglich und frei von Nebenwirkungen. »Notwendig ist die Impfung aber nur bei Menschen, die in Risikogebieten leben oder dorthin reisen«, sagt Delius. Risikogebiete sind zum Beispiel Süddeutschland, Kärnten oder Tschechien. Dort kommt auf 1000 Zeckenbisse ein Fall von FSME. Die Saison hat kaum begonnen, da werden aus Bayern und Baden-Württemberg schon fünf Erkrankungen gemeldet. »Kinder muss man nicht gegen FSME impfen, bei ihnen heilt die Erkrankung ohne bleibende Schäden aus«, sagt der Kinderarzt Thomas Gleichauf. »Ein Erwachsener mit FSME ist aber arm dran.«
Wer sich im Freien aufgehalten hat, sollte sich anschließend auf Zecken untersuchen. Auch Kinder sollten abends gründlich abgesucht werden. Eine festgebissene Zecke wird mit der Pinzette entfernt - und zwar möglichst rasch und ohne sie zuvor mit Öl oder Wachs zu beträufeln. »Um so geringer ist das Risiko, dass sie in die Bisswunde spuckt«, sagt Gleichauf. Die sollte desinfiziert und einige Wochen beobachtet werden.

Artikel vom 12.04.2007